Weg von Moskau

Hinter der Entscheidung steht wohl nicht bloß nüchternes wirtschaftliches Kalkül: Die litauische Regierung hat ein Drittel des bislang staatlichen Erdölkomplexes Mazeikui an den amerikanischen Konzern Williams verkauft. Das Angebot des russischen Mitbewerbers Lukoil wurde gar nicht weiter in Betracht gezogen. Dabei floss das russische Erdöl von Lukoil bisher für fast zehn Prozent unter dem Weltmarktpreis nach Litauen. Jetzt haben die Russen den Hahn zugedreht. Seit letzter Woche erhält Litauen sein Öl aus Schottland. Das von Tankern herangeschaffte Öl ist um 20 Prozent teurer als das russische, aber das ist Vilnius die Westbindung wert. Politiker feierten die Ankunft des Nordseeöls als einen wichtigen Schritt in Richtung Unabhängigkeit von Russland. Und dafür scheinen die Litauer zu jedem Opfer bereit: Mazeikui kündigte an, die Benzinpreise nicht zu erhöhen, sondern stattdessen niedrigere Gewinne in Kauf zu nehmen. Des Skeptikers Rolandas Paksas hat man sich inzwischen entledigt. Der Regierungschef hatte beim Vertrag mit Williams einen Ausverkauf litauischer Interessen befürchtet. Der Streit spitzte sich zu, Paksas trat zurück.