Grillt Liepelt!

Zu spät, Herr Liepelt. Mitten ins Sommerloch. Und das im Wahljahr. In den Vorjahren hatte Ihre CDU das besser hinbekommen. Große öffentliche Diskussionen angeleiert über ein Grillverbot in den Berliner Parks und so. Als Geschäftsführer der Abgeordnetenhausfraktion müßten Sie das doch wissen.

Sich nur wenige Tage nach der Love Parade über den Müll der grillenden Türkenfamilies zu beschweren, wirkt irdendwie albern. Dafür war Ihre Argumentation unschlagbar: Wo Ausländer grillen, bleibt viel Müll liegen (die haben ja immer so große Familien), und wo Müll vor sich hin gammelt, droht eine "Rattenplage". Das ist wirklich fast so unlecker wie ein frischgeschlachteter Hammel, ein britisches BSE-Steak oder was die Auländer sonst noch zusammenkochen, wenn es ihnen kein deutscher Politiker verbietet.

Mal ehrlich, Herr Liepelt, was soll denn nur diese ständige Anti-Haltung? Konstruktiv ist das nicht gerade. Statt zu meckern, sollten Sie als Vorbild vorangehen: blaue Müllsäcke besorgen und einfach mal den Dreck einsammeln. Zugegeben, ist natürlich schon merkwürdig, wenn ein Deutscher den Ausländern ihren Müll hinterherräumt. Sonst ist es ja meistens umgekehrt.

Erinnern Sie sich doch an Jörg Schönbohm. Der hat sich in Berlin auch nicht wohlgefühlt - wegen der Ausländer. Kreuzberg gehöre gar nicht mehr zu Deutschland, tönte er, meinte damit aber nur, daß man in dem Bezirk zwar überall Pizza, Cevapcici, Tacos, Peking-Ente, Falafel und Cheeseburger bekommt, aber nirgendwo eine Currywurst. Schönbohm hat wenigstens die Konsequenzen gezogen und ist jetzt dort, wo er hingehört: in Brandenburg.

Überhaupt: Warum will die CDU den anderen eigentlich immer all das verbieten, was sie selbst nicht gerne macht? Bloß weil der gemeine Deutsche nie auf die Idee kommen würde, neben seinem Deutschenpaß noch einen anderen Ausweis zu besitzen, darf das nicht möglich sein?

Ihren Parteifreund Heinrich Lummer kann man ja vielleicht noch verstehen. Keine Nackten mehr im Tiergarten, forderte er in der B.Z.: weil der Anblick Unbekleideter so "unangenehm" sei. Teilweise stimmt das sogar - die Stasi mußte vor mehr als 15 Jahren einer Agentin viel Geld dafür geben, daß sie mit dem Lummer ins Bett ging. Attraktiver geworden ist der Typ seitdem bestimmt nicht.

Lassen Sie sich noch einen Tip geben, wie Sie die angebliche Rattenplage loswerden: Setzen Sie doch einfach ein paar Tausend Katzen aus. Aber das erinnert Sie vermutlich zu sehr an Istanbul und Ihre braven Wähler fühlen sich dann noch unwohler im Tiergarten.

Na und?