Zahnfleischtest in Tschetschenien

Der Grenzübergang, an dem am vergangenen Wochende wild geschossen wurde, heißt Grebensky und trennt Dagestan von Tschetschenien. Offiziell gehören beide Republiken zur Russischen Föderation, doch hat sich Tschetschenien faktisch seit spätestens 1996 dem russischen Einfluß entzogen. Bereits seit mehr als zwei Wochen finden im dagestanisch-tschetschenischen Grenzgebiet wieder Auseinandersetzungen zwischen den dort stationierten russischen Grenztruppen und tschetschenisch-islamistischen Rebellen statt. Seitdem Angriffe auf russische Grenzposten und Geiselnahmen wieder zugenommen haben, reagieren die russischen Truppen - besonders die seit dem Krieg 1994-96 berüchtigten Truppen des Innenministeriums - extrem aggressiv. Mit sogenannten "Präventivschlägen" wird nun wieder gegen die Islamisten vorgegangen, die die russische Präsenz als Gefährdung der Unabhängigkeit ihrer noch nicht anerkannten Republik sehen.

Der tschetschenische Präsident, Aslan Mashkadov, äußerte vergangene Woche, daß sich jeder beim "Spiel mit Tschetschenien die Zähne ausbeißen" würde. Auch in Rußland gibt man sich gelassen, steht doch der Großteil der Moskauer Opposition hinter den Angriffen. Über die derzeitige Situation besorgt zeigt sich der Präsident der benachbarten Republik Inguschien. Die jetzige Situation erinnere ihn an die Zeit vor Ausbruch des vergangenen Krieges.