Rechts vor links im Inhaltsverzeichnis

Erstmalig gilt auch im Jahresbericht 1998 des Bundesamtes für Verfassungsschutz in Köln die Regel rechts vor links - zumindest im Inhaltsverzeichnis. Der Abschnitt über Rechtsextremismus steht in der vergangene Woche veröffentlichten Ausgabe vor dem Kapitel über Linksextremismus. Die Reihenfolge entspricht dem Zuwachs in den jeweiligen Lagern. 53 600 Rechtsextremisten stellte die Staatsschutzbehörde im vergangenen Jahr fest - das entspricht einem Anstieg von elf Prozent bei den extremen Rechten. 40 000 der Registrierten gehören der DVU, den Republikanern oder der NPD an. Die Zahl der gewaltbereiten Rechtsextremisten nahm um rund neun Prozent auf 8 200 zu. Die Zahl der registrierten Gewalttaten sank allerdings von 790 auf 708 Fälle. Mehr als die Hälfte der Gewalttaten richteten sich gegen Ausländer, knapp die Hälfte der Gewaltakte war in Ostdeutschland zu verzeichnen.

Die Zahl "gewaltbereiter Linksextremisten" gab der Verfassungsschutz mit rund 7 000 an - 6 000 von ihnen gehören zur autonomen Szene. Insgesamt bringt es das linksextremistische Spektrum nach Angaben der Behörde auf knapp 35 000 Personen, knapp 1 000 mehr als im Vorjahr. Rund 2 000 von ihnen zählen zur Kommunistischen Plattform, die nach wie vor zur Rechtfertigung der PDS-Beobachtung durch den Verfassungsschutz herangezogen wird. In der Rubrik "extremistische Bestrebungen von Ausländern" dominieren die islamischen Gruppierungen mit 31 290 Anhängern, die Kurdische Arbeiterpartei kommt auf 11 900 Mitglieder. "Besorgniserregend", meinte denn auch Innenminister Otto Schily bei der Präsentation des Berichts in der vergangenen Woche.