Nur ein einziger vor Gericht

Der Prozeß gegen Ta Mok stört die stille Vergangenheitsbewältigung in Kambodscha, bei der bisher die Bereitschaft zu Amnestie im Mittelpunkt stand. Ein Jahr nach der Kapitulationserklärung steht mit der einstigen Nummer zwei der Roten Khmer zum ersten Mal ein Verantwortlicher für die mehr als 1,7 Millionen Toten aus der Zeit der killing fields vor Gericht.

Doch statt wie geplant vor einem Tribunal der Vereinten Nationen (UN), wird dem 72jährigen Nachfolger Pol Pots jetzt von der kambodschanischen Justiz der Prozeß gemacht. Denn Hun Sen, der Ministerpräsident des südostasiatischen Staates, der noch im Januar ein internationales Tribunal befürwortete, stellt sich nun gegen ein UN-Gericht. Ein Richtungswechsel des Regierungschefs, der auf die nach wie vor starke Stellung der maoistischen Ex-Guerilla in der kambodschanischen Gesellschaft hinweist.

Die ca. 12 000 Soldaten der Roten Khmer haben zwar ihre Waffen abgelegt, kontrollieren aber immer noch die Edelsteinhochburg Pailin im Westen des Landes. Ein UN-Expertenbericht weist außerdem darauf hin, daß - abgesehen von der Korruption im kambodschanischen Justizsystem - die benötigten Richter und Anwälte fehlen. Zuviele seien von den Roten Khmer ermordet worden.