Auseinanderlegung jetzt

Die genauen Umstände, die zum Tode des 16jährigen Inders Harvinder Singh Cheema in der Jugendhaftanstalt Halle/Saale führten, sind weiter unklar. Cheema war am 18. September über Rußland und Tschechien nach Halle gekommen, wo die Polizei ihn am 20. September aufgriff und in die Jugendhaftanstalt sperrte. Zwei Wochen später stellte er einen Asylantrag, der jedoch umgehend abgelehnt wurde. In der Nacht zum 14. November erhängte sich der junge Mann in seiner Einzelzelle.

Für die Verantwortlichen in der Magdeburger Landesregierung ist der Fall damit jedoch noch nicht beendet: Der Notarzt, der Cheemas Tod feststellte, sagte dem MDR, der 16jährige habe schon einmal versucht, sich umzubringen. Dem entgegen steht die Darstellung des Justizministeriums, wonach Cheema sich zu Beginn seiner Haft zwar "zweimal kleinere, oberflächliche Verletzungen" in der Bauchgegend zugefügt habe, "die aber keinen Hinweis auf eine Selbstmordgefährdung zuließen". Auf Anfrage der Jungle World sagte der Sprecher der Justizministeriums, Dirk Witten, Abschiebehäftlinge würden "grundsätzlich psychosozial betreut". In der Jugendhaftanstalt Halle gibt es für 350 Insassen jedoch nur einen einzigen Psychologen. Um die Situation von Abschiebehäftlingen zu verbessern, überlegt man im Magdeburger Justizministerium nun, alle Abschiebegefangenen gesondert von anderen Häftlingen in die Justizvollzugsanstalt Volkstedt zu verlegen, wo mehr Personal zur Verfügung stehe. Die PDS-Fraktion im Landtag will mehr als nur eine Standortverlegung: Ihr Fraktionsvize Matthias Gärtner sagte der Jungle World, es werde ein Untersuchungsbericht zum Suizid Cheemas angefertigt.