Täter II

Hans Münch, ehemals KZ-Arzt in Auschwitz, 1947 von einem Gericht im polnischen Krakow im ersten Auschwitz-Prozeß freigesprochen und seitdem als Landarzt im Allgäu praktizierend, soll nach dem Willen des Simon-Wiesenthal-Zentrums festgenommen werden. Der mittlerweile 87jährige Münch hatte in einem Interview mit dem Spiegel erklärt, die Menschenversuche, die er in Auschwitz vorgenommen hatte, seien "wichtig für die Wissenschaft" gewesen.

Nach Angaben des bayerischen Justizministeriums und der Zentralen Stelle zur Verfolgung von NS-Verbrechen wurde mittlerweile ein Ermittlungsverfahren gegen Münch eröffnet. Münch hatte unter anderem gesagt: "Ja, natürlich bin ich ein Täter. Ich habe viele Leute gerettet. Dadurch, daß ich ein paar Leute umgebracht hab'." Er habe aber auch an der Vergasung gesunder Menschen mitgewirkt; bei der Verbrennung der Leichen habe es "technische Probleme" gegeben.

Münch hatte schon 1995 von sich reden gemacht, als er anläßlich der Feiern zum fünfzigsten Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz nach Polen gereist war. Auf dem Gelände des Außenlagers Auschwitz-Birkenau unterzeichnete er eine Erklärung, in der er als Zeitzeuge bekundete, daß es in Auschwitz wirklich Vergasungen gegeben hatte. Münchs Auftritt in Auschwitz war vermittelt worden durch eine Gruppe ehemaliger sogenannter Mengele-Zwillinge in den USA und Israel. Münch war ein enger Freund und Mitarbeiter des nach dem Krieg flüchtigen SS-Arztes Josef Mengele gewesen.