Rudi, rühr dich!

Wie, so fragte man sich vor zwei Wochen, haben der Noch-nicht-Kanzler Gerhard Schröder und SPD-Chef Oskar Lafontaine den ewigen Dritten Rudolf Scharping dazugebracht, seinen Platz an der Spitze der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion zu räumen und auf die Hardthöhe umzuziehen, obwohl Scharping sich vorher mit Kratzen und Beißen gewehrt hatte? Diese Frage an die deutsche Geschichte hat nun ihre Antwort gefunden: Der Preis war das Versprechen, den Wehretat eine ganze Legislaturperiode lang nicht zu senken, sondern im Gegenteil der Bundeswehr insgesamt vier Milliarden mehr zukommen zu lassen.

Als "frei erfunden" durfte der frischgebackene Obermilitär nach getanem Deal Berichte über eine von den Sozialdemokraten geplante Verkleinerung der Bundeswehr dementieren. Die Tageszeitung Die Welt hatte unter Berufung auf SPD-Papiere berichtet, daß der heute zehn Monate dauernde Wehrdienst auf sechs oder gar drei Monate verkürzt werden solle. Verbunden damit sei nach den SPD-Plänen auch eine Reduzierung der Truppenstärke auf bis zu 200 000 Mann. Auch Scharping selbst hatte noch vor zwei Jahren vorgeschlagen, die Wehrpflicht auf sechs Monate zu verkürzen und die Bundeswehr um 90 000 Mann auf eine Viertelmillion zu reduzieren.