Gefährliche Dänen

Brundby Kopenhagen, Gruppengegner der Bayern in der Champions League, wird unterschätzt

Zum Glück kennt die Schriftsprache das Klammerzeichen. Denn sonst hätte die B.Z. sich sachkundig machen müssen: "In der Champions League treffen die Münchner", schrieb das Blatt über die europäischen Ambitionen des deutschen Vizefußballmeisters Bayern München, "in einer Gruppe der Giganten auf den FC Barcelona und Manchester United (außerdem noch Br¿ndby Kopenhagen)!"

Gäbe es die Klammer nicht, die B.Z. hätte sich entscheiden müssen, was Br¿ndby I.F. Kopenhagen denn für ein Club ist, und rausgekommen wäre, was die B.Z. im hinteren Teil des Artikels dann doch noch formulierte: "Br¿ndby ist zwar nicht reich, aber sehr einfallsreich." Unsinn wäre also rausgekommen.

Der dänische Fußballmeister, gegründet erst 1964, hat eine bemerkenswert erfolgreiche Karriere hinter sich. Als 1973 der Mannschaftsarzt Per Bjerregaard zum Präsidenten des Clubs gewählt wurde, wurde der professionell organisiert. 1982 stieg der Verein, benannt nach dem Kopenhagener Vorort Br¿ndby, in die erste dänische Liga auf und fiel nie hinter den vierten Platz zurück. Die erste Meisterschaft gewann das Team 1985. Weitere folgten 1987, 1988, 1990, 1991, 1996, 1997 und 1998. Den Pokal gewann Br¿ndby 1989, 1994 und 1998.

Im Jahr 1982 wurde der damals 18jährige Michael Laudrup Br¿ndbys erster Nationalspieler. Nun, nachdem bei der WM in Frankreich Laudrup seine Karriere beendete, um Weinhändler zu werden, kann der dänische Meister schon auf 30 Nationalspieler zurückblicken. Das ist viel für ein Land, dem immer nachgesagt wird, in seinem Nationalteam spielten nur Legionäre.

Den größten Erfolg schaffte Br¿ndby aber außerhalb des Stadions. Schon 1978 traute sich der Club als weltweit zweiter Fußballverein, das zu tun, was in der Bundesliga nur diskutiert wird: als Aktiengesellschaft an die Börse zu gehen. Das Kapital stieg von 30 000 Kronen im Jahr 1978 auf 24 Millionen 1991. Dieser Erfolg ermutigte die Vereinsführung um Per Bjerregaard: Als weltweit erster Club kaufte sich Br¿ndby eine Bank, und zwar 26 Prozent Anteile an der dänischen Interbank. "Wir wollen nicht", erklärte Bjerregaard damals der taz, "daß wie Philips bei Eindhoven oder Fiat bei Juventus Turin der Sponsor den Verein kontrolliert. Wir wollen die Richtung angeben."

Vor dem Riesencoup mit der Bank hatte der Club ein stillgelegtes Schulgebäude am Stadion zu einem modernen Sporthotel namens Gillhoy-Sportcenter umgebaut. Hinter diesem Projekt stand eine Gruppe, die von der Zeitung Politiken als "Br¿ndby-Mafia" bezeichnet wurde: Leif Jensen und Finn Andersen, zwei nicht mit dem seriösesten Ruf ausgezeichnete Börsenspekulanten aus Kopenhagen, sowie Per Bjerregaard.

Die kungelten mit der örtlichen Politik - wenn der populärer Bjerregaard verspreche, nie zu Wahlen anzutreten, garantiere der so in seinem Amt verbleibende Bürgermeister, daß die Gemeinde den Club immer unterstütze -, und sie wollten die ganze Interbank kaufen.

Sportlicher Hintergrund war die Euphorie in Dänemark nach dem überraschenden Europameistertitel und nach Br¿ndbys Einzug ins Halbfinale des Europapokals der Landesmeister. Da erschien eine Steigerung als vergleichsweise leichte Übung. Doch Br¿ndby scheiterte im Vierfelfinale des Meistercups, und die Aktienkurse des Clubs stürzten ab. Um die monatliche Zinsbelastung tilgen zu können, nahm die Clubführung rund um Bjerregaard bei einer niederländischen Bank einen Kredit auf, was der Kursentwicklung nicht gut tat.

Parallel dazu geriet die Interbank in eine Krise, der Vorstandsvorsitzende trat zurück, und bei Br¿ndby wurde man nervös. Per Bjerregaard trat zurück, sein Berater Leif - genannt "Luffe" - Jensen ließ sich nicht mehr blicken, und der neugewählte Vereinspräsident Karoly Nemeth versprach, daß sich der Club künftig ganz auf Fußball konzentriere. Also wurde die Interbank verkauft. Nur das Gillhoy-Sportcenter wurde behalten; hier residiert die Geschäftsstelle.

Doch das Fazit der Kopenhagener Zeitung Information, der Club sei "vom Frontläufer zum Kaputtmacher des dänischen Clubfußballs" geworden, traf nicht zu. Mit einem hinter den Kulissen die Fäden ziehenden Per Bjerregaard - zur Zeit bekleidet er den Job des Managing Director und Vorsitzenden der Amateurabteilung - erholte sich Br¿ndby I.F. Kopenhagen. Der gegenwärtige Vorsitzende, Ole Borch, arbeitet schon seit 1989 als Anwalt für den Club. Mit dem alten Personal gelang die Sanierung.

Bereits 1996 war der Club wieder dänischer Meister, und in diesem Jahr schaffte man das Double. Finanziert wird Br¿ndby nun ganz konventionell aus Aktienerlösen, Zahlungen von Sponsoren, TV-Geldern und den Beiträgen der 1 200 Mitglieder. Und ganz stolz ist man auf die über 16 000 Mitglieder des Fanclubs "Br¿ndby Support".

Gerade die Krise des Jahres 1992 hat Br¿ndby I.F. Kopenhagen stark gemacht, und die hierzulande anzutreffende Vermutung, der Club sei ein kleines Licht im Vergleich zu den Giganten Manchester United und FC Barcelona, mit denen sich der FC Bayern München rumschlagen muß, kann sich als Fehlschluß erweisen. So wie 1996, als im Uefa-Cup der Club mit 5:0 beim Karlsruher SC gewann.