Spannungen in Turin

Anfang März wurden drei Turiner Hausbesetzer unter der Beschuldigung festgenommen, Sabotageaktionen gegen die am Bau einer in Val di Susa geplanten Strecke für den Hochgeschwindigkeitszug beteiligten Unternehmen ausgeführt zu haben. Als letzter Überlebender ist nun der 37jährige Silvano Pelissero nach einmonatigem Hungerstreik aus der Haft in einen von der Polizei überwachten Hausarrest überstellt worden. Bereits im März hatte sich der Anarchist Edoardo "Baleno" Massari im Gefängnis das Leben genommen (Jungle World, Nr. 16/98). Ihm folgte vor etwa zwei Wochen seine Gefährtin Soledad in den Tod. Die 24jährige Argentinierin, die im Zeitraum der Anschläge 1996/97 noch gar nicht in Italien weilte, nahm sich - ebenfalls unter Hausarrest stehend - das Leben. Kurz zuvor war ihr eröffnet worden, daß auch gegen sie wegen einiger geringfügiger Vergehen und wegen Unterstützung einer kriminellen Vereinigung ein Gerichtsverfahren eingeleitet worden sei. Für die Haftentlassung Pelisseros hatten zuletzt einige hundert Besetzer und Unterstützer der Centri sociali vor dem Gefängnis von Novara demonstriert.

Mittlerweile hat die italienische Regierung wegen der anhaltenden Spannungen in der Stadt, die durch rassistische Ausschreitungen ihrer Bürger gegen albanische Migranten zusätzlich geschürt worden sind - nachdem u.a. bei einer Schießerei zwischen albanischen Drogenhändlern eine Studentin durch eine verirrte Kugel schwer verletzt worden war - zusätzliche Polizeikräfte und Carabinieri nach Turin entsandt; die Rede ist von 184 Beamten. Die Stadt stand bereits während der Zurschaustellung des angeblichen Leichentuches Christi unter einem polizeilichen Belagerungszustand, da die Behörden - gerade nach dem Tod von Baleno - mit Störaktionen der Besetzerszene gerechnet hatten.