Standort Nürnberg

Gleich zweimal Pech gehabt hat die CSU-regierte Bratwurststadt in der vergangenen Woche: Aus dem schönen Ensemble "Zentrales Bayerisches Mahnmal für die aus dem Osten Vertriebenen Deutschen + Internationaler Strafgerichtshof" wird nichts: Das Denkmal will Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber nach München holen, auf daß diese wichtige Wählergruppe nicht den Kontakt zu ihrem Schirmherren verliere; der Gerichtshof soll ins niederländische Den Haag. Die Bundesregierung hat trotz des Drängens der CSU bisher noch nicht einmal eine Bewerbung eingereicht.

Welchen Zweck die rechte Regierungspartei mit ihrem Wunsch nach dem Gericht verfolgte, wußte Nürnbergs Oberbürgermeister Ludwig Scholz freilich nur schlecht zu verbergen: Die NS-Vergangenheit dürfe nicht "Dauerthema" bleiben, da man ja heute auch nicht mehr über den Dreißigjährigen Krieg rede. Und was hülfe schließlich besser bei der Vergangenheitsbewältigung als eine Reihe von Kriegsverbrecher-Prozessen gegen die einstigen Gegner?