Frieden ohne Frieden

Seit der Unabhängigkeit Eritreas im Jahre 1993 streitet sich das Land mit dem Nachbarn Äthiopien um den Verlauf der Grenze. Anfang letzter Woche begannen die Länder, ihren Konflikt mit Waffen auszutragen, mindestens 350 Soldaten sollen dabei ums Leben gekommen sein. Beide Regierungen stimmten zwar am vergangenen Donnerstag einem US-amerikanisch-ruandischen Friedensplan zu, konnten sich aber weder auf mögliche Vermittler noch auf ein Datum für weitere Gespräche einigen. Schon am Nachmittag wurde der ausgehandelte Waffenstillstand wieder gebrochen, und die Kämpfe weiteten sich am Freitag aus. Äthiopische Kampfflugzeuge bombardierten Asmara, die Hauptstadt Eritreas. Am Wochenende wurden weitere Luftangriffe auf Asmara als auch im Gegenzug auf die äthiopische Stadt Mekele geflogen, außerdem begannen Soldaten beider Seiten mit einer Verminung der Grenzregion.

Seit Monaten beschuldigen sich die beiden Regierungen gegenseitig der Grenzverletzung; am 12. Mai schickte Eritrea Truppen in jene Region, die Eritrea aufgrund der Grenzziehung aus der italienische Kolonialzeit beansprucht - eine 400 Quadratkilometer große rohstoffreiche Halbwüste im westlichen Grenzgebiet. Zunächst pflegten die beiden Staaten nach der Unabhängigkeit Eritreas sehr freundliche Beziehungen miteinander, mit der Einführung einer eigenen eritreischen Währung verschlechterte sich dieses Verhältnis allerdings. Äthiopien hatte unter anderem alle Flüge von und nach Asmara eingestellt und den Großteil seines Seehandels nicht mehr über den eritreischen Hafen Massawa, sondern über Djibouti und Somalia abgewickelt.