Hilfe für die Profis

Damit die Erstligavereine wieder bessere Chancen haben, will der DFB seinen Pokalwettbewerb verändern

Wenn man sich Spiele im DFB-Pokalwettbewerb ansieht, dann steht in der Regel weniger die Hoffnung auf sportlichen Genuß im Vordergrund, das vorherrschende Gefühl ist schlichte Schadenfreude. Denn in jeder Saison gelingt es mindestens einem Amateur- oder Zweitligaclub, Bayern, Dortmund oder einen der anderen Erstligisten aus dem Wettbewerb zu werfen. Das ist nett anzusehen, auch wenn meistens die Verlierer nicht übermäßig zerknirscht reagieren und weit entfernt sind von Wutanfällen, Tränen, persönlichen Vorwürfen und allem anderen, was es angenehm macht, normalerweise überhebliche Bundesliga-Profis während ihrer Niederlage zu betrachten. Statt dessen machen die sieglosen Männer fast immer einen durchaus gefaßten Eindruck, während sie die Vorteile der Niederlage aufzählen: Immerhin ersparen sie sich weitere Reisen über Land und einige Spiele, können sich so für wichtigere Aufgaben in der Liga oder im internationalen Wettbewerb schonen und insgesamt wird man deswegen den Verdacht nicht los, daß hin und wieder durchaus vorsätzlich verloren wird.

Ähnliches beobachtete man wohl auch beim DFB und kündigte daher jetzt eine Neuregelung des Pokalwettbewerbs an: "Sportlich wie wirtschaftlich ist der Wettbewerb für viele Profi-Vereine ein Desaster. Erst ab dem Halbfinale wird wirklich Geld verdient", begründete Ligasekretär Wolfgang Holzhäuser die geplante Neuregelung in der Bild-Zeitung. Es sei, so Holzhäuser weiter, zu einer "Zunahme der Beschwerden von Profi-Vereinen über die teilweise sehr undurchsichtigen Abrechnungen der Amateurklubs gekommen" - auch im Pokal gibt es durch Bandenwerbung, Eintrittsgelder und Fernseh-Übertragungsrechte viel Geld zu verdienen. Für die Amateure ist dies oft genug die einzige Chance zu außerplanmäßigen Einnahmen, denn die Zuschauer, die bei den normalen Regionalligaspielen wegbleiben, füllen im Pokal durchaus das Stadion und verhelfen so zu Extras - Eintracht Trier baut sich von den DFB-Pokalgeldern gerade eine Flutlichtanlage, wie zuvor schon der Finalist des letzten Jahres, Cottbus.

Gegen diese Ausbeutung der Erstligisten und ihr angeblich daraus resultierendes Desinteresse am Wettbewerb soll nun eine Setzliste helfen, ähnlich wie bei den Auslosungen für die Fußball-WM. 32 Lizenzvereine sollen gesetzt werden, damit nicht schon in der ersten Runde Spitzenklubs einander ausschalten. Ausschlaggebend für diese Setzliste sollen die Abschlußtabellen der Ersten und der Zweiten Liga aus der Vorsaison sein - Meister und Vizemeister könnten so erst im Finale aufeinandertreffen. In den letzten sechs Jahren waren nur 1996 zwei Bundesligisten im Finale aufeinandergetroffen, Kaiserslautern und Karlsruhe, wobei der FCK damals schon abgestiegen war.

Der DFB verspricht sich von dieser Neuregelung, die wahrscheinlich in der Saison 1999/2000 eingeführt werden wird, nicht nur "spannendere Endspiele", wie Wolfgang Holzhäuser erklärt: "Wir haben unseren Wettbewerb auch europäisch zu verkaufen. Nichts gegen Cottbus, aber für die Fünf-Jahres-Wertung der Uefa ist es besser, daß Stuttgart jetzt im Europacup spielt."

Mit den Erfolgen der sogenannten "kleinen Mannschaften" ist man von offizieller Seite her unzufrieden, dabei handelt es sich bei den Klubs, die im DFB-Pokal weiterkommen, in der Regel nicht um kleine Dorfvereine, sondern um gut geführte Mittelstandsunternehmen mit dem Ehrgeiz, in den bezahlten Fußball aufzusteigen. Das traf auf den Pokalsieger von 1992, Hannover 96, genauso zu wie auf die legendären Bayernbezwinger aus Greuth, die als Greuther Fürth nun in der Zweiten Liga spielen - Eintracht Trier, die Überraschungsmannschaft dieser Saison, ist zwar in der Regionalliga West/Südwest auf den fünften Platz abgerutscht, liegt aber immer noch vor Traditions-Teams wie Preußen Münster, dem Wuppertaler SV und Alemannia Aachen.

Solche Amateurvereine sollen, so sieht es die vom DFB geplante Neuregelung vor, in den ersten Runden grundsätzlich gegen die Gesetzten, die 18 Erstligisten und die besten 14 aus der Zweiten Liga spielen. So vermeidet man Duelle Amateure/Amateure, bei denen immer ein unterklassiger Verein weiterkommt. Das Heimrecht, das für diese Klubs bislang automatisch gilt, soll auch entfallen, ab dem Achtelfinale müssen die Bundesligisten dann nicht mehr automatsch in die Provinz reisen.

Die nationalen Pokalwettbewerbe sind international nicht geregelt, jedes Land kann den Cup nach eigenen Vorstellungen austragen. In Italien werden die Pokalspiele im Hin- und Rückspiel ausgetragen, in Spanien haben die Mannschaften, die am internationalen Pokalwettbewerb teilnehmen, in den ersten beiden Runden Freilose und müssen erst im Achtelfinale antreten. In England wird der FA-Cup nach dem System ausgetragen, das jetzt auch der DFB einführen will. Dort kommt es allerdings bei einem Unentschieden zum Rückspiel.

Am generellen Problem des DFB-Pokals ändert allerdings auch die geplante Regeländerung nichts: Am Ende hat nur der Gewinner das Recht, im Pokalsieger-Wettbewerb der Uefa mitzuspielen, alle anderen haben sich umsonst bemüht. Und ärgern sich, daß sie ihre Energie nicht lieber auf eine bessere Plazierung in der Bundesliga konzentriert haben.