Dem Drachen geht die Puste aus

Stützkäufe der thailändischen Regierung in Höhe von vermutlich fünf Milliarden Dollar konnten nicht verhindern, daß die Notierung der Landeswährung Baht um mehr als ein Fünftel absackte, seit dessen Dollarbindung vor einem Monat aufgehoben worden war. Vergangene Woche kapitulierten Premier Chavalit Yongchaiyut und sein Kabinett: Thailand, das sich eine Einmschung des Auslandes in seine Wirtschaftspolitik immer hartnäckig verbeten hatte, ersuchte den Internationalen Währungsfond (IWF) um Hilfe und zeigte sich bereit, dessen strikte Auflagen zu akzeptieren. Der Baht zog die anderen Währungen der Emerging Markets der Region mit sich: Auch der malaysische Ringit und der philippinische Peso verloren sehr stark an Wert, die indonesische Zentralbank intervenierte letzte Woche gar mit einer Milliarde Dollar auf dem einheimischen Finanzmarkt, nachdem der Kurs der Landeswährung Rupiah in Dollar ebenfalls um ein Fünftel gefallen war.

Ein halbes Jahr zuvor hatte es bereits in dem Gebälk einer anderen Nationalökonomie der kapitalistischen Wunderkinder in Südostasien geknackt: Hanbo, der zweitgrößte Stahlkonzern Südkoreas, meldete Bankrott an, wodurch sich die Regierung des Landes gezwungen sah, umgerechnet 11,4 Milliarden Mark an Firmenkrediten bereit zu stellen, um eine Pleitewelle zu verhindern. Es war ein unsanftes Erwachen aus einem kapitalistischen Traum: Zu den Wirtschaftswachstumsraten der südostasiatischen Schwellenländer von häufig acht Prozent und mehr blickten lange Jahre sämtliche Regierungen der Welt ehrfürchtig empor. Für die Metropolen war es der Beweis, daß der Kapitalismus vor Kraft strotzte, die Länder der Peripherie sehnten sich sich danach, es den "vier kleinen Tigern" und "vier kleinen Drachen", wie sie zärtlich genannt wurden, gleichzutun. Vieles deutet darauf hin, daß diese Krisen nur ein Anfang sind und die während des kometenhaften Aufstiegs hektisch gezimmerten Gerüste dieser Nationalökonomien vom Einsturz bedroht.