Radioheads »Kid A« und »Amnesiac« sind wiederveröffentlicht worden

Melancholische Geeks

Eigentlich hatten sie die Nase voll davon, Rockstars zu sein, aber gerade die gegen dieses Image gerichteten und vor gut 20 Jahren innerhalb eines Jahres erschienenen Radiohead-Alben »Kid A« und »Amnesiac« festigten den Status der Band als große musikalische Erneuerer. Nun sind beide Alben in einer Box neu erschienen – zusammen mit einer digitalen Ausstellung über die Band.

Schon im Jahr 2001 resümierte der Spiegel-Autor Jan Wigger über die englische Band Radiohead: »Wer bislang noch keine Meinung zu Radiohead hatte oder, was ebenfalls häufig vorkam, lediglich die Hit-Single ›Creep‹ kannte, reagierte auf ›Kid A‹ entweder mit offener Ablehnung oder purer Bewunderung. Dazwischen gab und gibt es nicht viel.«

Viel kann man dieser Diagnose auch 20 Jahre später nicht hinzufügen. Die Lagerbildung ist immer noch bei jeder neuen Veröffentlichung zu erkennen. Werke wie das 2003 veröffentlichte Bush-und-Blair-kritische Album »Hail to the Thief« (wenn die damals gewusst hätten …), »In Rainbows« (2007) oder zuletzt »A Moon Shaped Pool« (2016) wurden von der einen Hälfte der Poppresse in den Himmel gelobt, von der anderen abgekanzelt. Also entweder »die wichtigste Band der Welt« (Musikexpress) oder die »überbewerteste« Band unsere Zeit (Rheinische Post).

Es ist im Rückblick absolut klar, dass Radio­head den Ausweg aus dem rockistischem Star-Status über musi­ka­lisches und technisches Nerdtum suchten.

Das ist alles nichts Neues. Schon am Tag der Veröffentlichung von »Kid A« im Jahr 2000 konnte man im Spiegel von Frank Lähnemann Folgendes lesen: »›Kid A‹ ist anstrengend, skizzenhaft, unvollendet, pluckernd und experimentell. Trotzdem oder gerade deshalb sind Radiohead die erste große Band des 21. Jahrhunderts.«

Diese Einschätzungen erfahren dieser Tage wieder Aufmerksamkeit. Der Grund: »Kid A« wird wiederveröffentlicht. Und damit nicht genug: »Amnesiac«, das nur knapp neun Monate nach »Kid A« erschien und deswegen hinter vorgehaltener Hand despektierlich »Kid B« genannt wurde, ist gleich mit an Bord. Das ganze nennt sich »Kid A Mnesia«.

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::