Gunter Gerlachs Erzählband »Ein falsches Wort und du bist tot«

Letztes Roadmovie

Platte Buch Von

Der Hamburger Autor Gunter Gerlach hat zahlreiche Kriminalromane und Erzählungen verfasst, ist Erfinder der Lesungsreihe »Literaturquickies« und war Mitbegründer der Autorengruppe Peng. Nun ist er an Demenz erkrankt. Freunde und Fans haben eine Crowdfunding-Kampagne ­organisiert, damit sein »Abschiedsbuch« erscheinen kann. »Ein falsches Wort und du bist tot« versammelt 33 Kurzgeschichten, darunter Texte, nach denen das Publikum auf Lesungen so lautstark verlangte wie Konzertbesucher nach dem Superhit, aber auch bislang unveröffentlichte Erzählungen.

Die skurrilen Stücke entführen in eine nicht allzu ferne Zukunft, in der die Obrigkeit die Wohnungen auf Sauberkeit untersuchen lässt und niemand mehr alleine wohnen darf. Wer keine Beziehung hat, macht sich verdächtig. Was aber machen die, denen einfach keine Zweisamkeit gelingen will? Bei Gunter Gerlach finden sie natürlich eine Lösung, auf die niemand sonst gekommen wäre. Ein betrogener Ehemann wird mit einer Scheibe Schinken aus dem Kamin hervorgelockt – was verwirrend klingen mag, aber seine besondere Bewandtnis und Richtigkeit hat.

Gerlachs Vergangenheit als Krimiautor scheint insbesondere in der längsten Erzählung des Buchs durch: Ein Roadmovie, in dem die Helden durchs Ruhrgebiet gondeln und unter dem Vorwand, Hering in Senfsoße zu besorgen, Supermärkte ausrauben (was natürlich anders ausgeht, als die kriminellen Herren es geplant haben). Eine andere Erzählung dreht sich um ein um ein kleines Schwarzes, das der Trägerin den Heiratsantrag eines russischen Großfürsten einbringt. Im Vorwort wird Gerlach zum »legitimen und literarischen Epigonen des französischen Autors Boris Vian« erklärt. »Epigone« ist ja nicht gerade schmeichelhaft, aber hier wirkt es wie ein guter Witz. Die Geschichten machen süchtig und den Abschied von diesem wunderbaren Autor doppelt schwer. Vor allem sind sie Trost und Lesevergnügen in einem.

Gunter Gerlach: Ein falsches Wort und du bist tot. Erzählungen. Literatur-Quickie-Verlag, Hamburg 2021, 220 Seiten, 19 Euro