Das Medium: Lieber Kuchen essen als Live­streams von Corona-Demos anschauen

Die Corona-Saga

Wir hatten ja nichts, in diesen langen ­Wochen und Monaten der Pandemie. Und so wurden die wöchentlichen Veran­staltungen der sogenannten Querdenker rasch zum Unterhaltungshit, zumal sie oft auch Samstagnachmittag stattfanden, statt Bundesliga, sozusagen.

Zugegeben, es gibt Spannenderes, als Menschen in Live­streams dabei zuzusehen, wie sie sich gegenseitig filmen und interviewen und sich dabei in ihren eigenartigen Auffassungen bestärken. Aber so waren sie halt, die Coronazeiten, in denen man für jede Abwechslung dankbar war, zumal wenn man das Internet schon gegen Mittag leergelesen hatte. Und außerdem war das bloße Betrachten querdenkender Menschen ja auch noch nicht alles, oh nein, denn außerdem mussten ihre Aktionen ja auch noch pausenlos auf Twitter kommentiert werden. Rasch wurde aus den Trotteldemos eine dieser vielfolgigen Familien­sagas, die früher im Fernsehen liefen und in denen sich Schicksalslinien kreuzten, Tragödien ihren Lauf nahmen und das ­geneigte Publikum alle Beteiligten beim Vornamen kannte.

Und so war man auch zu Pfingsten wieder live dabei, schließlich hatte die Trotteleria Großes angekündigt: Zehntausende würden nach Berlin reisen und nochmal so richtig zeigen, was das Volk eigentlich will, und nicht länger schweigen würden sie auch und außerdem vielleicht auch Revolution machen, je nachdem.

Das große Finale wurde aber doch bloß zu einer großen Enttäuschung, obwohl alle Beteiligten noch einmal alles gaben und sangen und klatschten und polonaisierten und denen da oben ein schlimmes Ende androhten. Und so schaltete man nach einem Viertelstündchen Elend aus und ging ins Café, Erdbeerkuchen essen und Kaffee trinken. Das war schön, aber noch schöner war, als man später Twitter entnahm, dass sogar die Deppen resigniert wirkten. Ende der Inszenierung.