Spaß am Ostseestrand

Deutscher Neid am Strand

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Vrooom, plötter, vroom – die wohl aus Osteuropa kommende Gruppe hatte deutlich Spaß am Ostseestrand, was auch ­daran lag, dass sie mit Jetboards ausgerüstet war, also Surfbrettern mit Motor, mit ­denen man wunderbar sehr schnell und sehr laut über die Wellen gleiten kann.

Einer der Männer filmte den schönen Tag, und so hätte alles wunderbar sein können, wenn ihm nicht ein kleiner, höchstens drei Jahre alter nackiger Junge ins Bild gelaufen wäre. Dessen Vater, Typ Kurzhaarkopf mit vielen Muskeln, pampte den Mann sofort an. Er habe den Sohn gefilmt und das sei unverschämt, rief er, und machte kurz Anstalten, den Surfer zu verhauen, ließ es dann aber sein, um möglichst viele Strandnachbarn vor dem vermeintlichen Pädophilen zu warnen. Wobei er sich dabei wieder sehr aufregte, wokommwadenndahin, und vielleicht nicht mitbekam, dass sich rundherum eine solide Opposition gegen ihn gebildet hatte, die fand, dass eigentlich nichts gegen den Surfer vorliege, den das nackige Kind erkennbar nicht interessiert hatte. Wie eigentlich auch den Vater nicht, der sehr engagierte Reden hielt, während der kleine Junge daneben, ratlos wirkend, auf einem Stein saß, ohne dass sich irgendwer um ihn kümmerte.

So ging das mindestens eine Viertelstunde lang, bis der Vater den Kleinen auf eine Luftmatratze packte und ins Meer hinauszog, Spaß haben. Immer ein bisschen neidisch auf die Jetboards guckend, die irgendwie noch mehr Spaß zu machen schienen. Typisch, die Ausländer haben die tollsten Sachen und unsereiner bloß so was, dachte er vielleicht, vielleicht aber auch nicht, insgesamt sah er jedenfalls so aus, als würde er der Jet-Gruppe jede einzelne Minute missgönnen. Pech halt, dass das niemanden interessierte, und dann war der Strandtag vorbei und der Mann und das Kind gingen und die Surfer blieben.