Der Weg der Brötchen in den Sozialismus
Es war einmal ein junger Mann, der fuhr in das schönste Land der Welt. So sehr viel Schönes hatte er aus diesem Land gehört, dass es fast unmöglich schien, noch Neues oder auch nur Erwähnenswertes hinzuzufügen. Aber der junge Mann war sehr entschlossen, es zu tun.
Um nicht mit dem Schwersten anzufangen, um über alles alles sagen zu können, will der junge Mann über Brötchen schreiben: In der DDR ist es nämlich so: Die Hälfte der Brötchen wird in staatlichen und Konsumbäckereien, die andere Hälfte in genossenschaftlichen und privaten Bäckereien gemacht. Die staatlichen schmecken nach Pappe, und die privaten kriegt man nicht. Das Thema also: Der Weg der Brötchen in den Sozialismus.
Als ich ankomme, regnet es. Vom Zug aus sehe ich den Dom, der überragt die Stadt. Magdeburg sieht nicht gerade aus wie der aufregendste Ort der Welt: viele Neubauten, ein Meer von Antennen nach Westen hin, die älteren Häuser sehr groß und häuserfarbig.
Magdeburg wird im bisher letzten Weltkrieg zu neun Zehnteln zerstört. Das ungeheure Wohnungsbauprogramm löst die Probleme; Schönheit kommt später.
Magdeburg hat viel Schwerindustrie und eine technische Hochschule.
Das Zentrum ist groß und hell im Stil der fünfziger und in dem der sechziger Jahre, alles ganz großzügig: Platz hatten sie ja.
Ich soll mich bei einem Herrn Meinecke melden. Er geht mit mir zum Gästehaus des Rates des Bezirkes Magdeburg; sehr nobel alles. Hier trifft sich auch die deutsch-deutsche Grenzkommission. Ich bade jeden Tag.