Kurzmeldungen

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Kleine und große Mäuse
CDU. In welche Partei tritt die an Gleichberechtigung interessierte Frau ein? Natürlich in die Union, die Merkel ja inzwischen weiblicher und jünger gemacht hat. Nun hat sich die Berliner CDU-Politikerin Jenna Behrends in einem offenen Brief im Internet heftig über Sexismus in ihrer Partei beschwert. Behrends ist 26 Jahre alt, beschreibt sich selbst als »jung, weiblich und konservativ« und zitiert gern mal Adenauer. Sie müsste als digital native mit einem zugegebenermaßen noch recht mageren Blog mit dem Titel »Mitte-Mädchen« eigentlich der Traum der Union sein, um bei der Hipster-Klientel Eindruck zu schinden. Aber stattdessen nur Querschläge: Sie sei von einem Parteikollegen als »große süße Maus« bezeichnet worden, klagt sie; als Frau, die sich nur hochschlafen wolle, sei sie diffamiert und von Geschlechtsgenossinnen als karrieregeil beleidigt worden. Man fühlt sich an 2013 erinnert und den Stern-Artikel der Journalistin Laura Himmelreich, die von Anzüglichkeiten des FDP-Politikers Rainer Brüderle berichtete. Die anschließende Sexismus-Debatte schlug auf Twitter unter #Aufschrei hohe Wellen. Man denkt auch an die Berichte über Frauenfeindlichkeit und Sexismus in der Piratenpartei, an die Enthüllungen der Spiegel Online-Journalistin Annett Meiritz etwa, der Affären mit Piraten angedichtet wurden. Regiert Chauvinismus immer noch den Politikbetrieb? Ja, wenn man Behrends’ Bericht glaubt. Auf Twitter kursiert bereits der Hashtag #Sexismusinparteien. Ob Behrends’ Wutrede eine größere Debatte auslösen oder schon bald im Medienrauschen versinken wird, bleibt abzuwarten. Als Anregung für eine Diskussion über sexistische Strukturen ist sie ein mutiges Statement. awa
Ein Jahrhundert später
USA. »Wir sind keine Last, wir sind kein Fleck und wir brauchen kein Mitleid. Wir sind Amerika«, sagte Barack Obama am Samstag und sprach von Ferguson und Michael Brown, von Charlotte und den tödlichen Schüssen auf Keith Lamont Scott. Dann wurde die Glocke einer historischen afroamerikanischen Kirche geläutet und das National Museum of African American History and Culture öffnete seine Türen. Zwischen dem Weißen Haus und dem Obelisken des Washington Memorial, das einen Präsidenten ehrt, der selbst Sklavenhalter war. Es ist das erste offizielle Museum für die Geschichte und Kultur von Schwarzen in den USA und erzähle zugleich die Geschichte aller Amerikaner, ihrer Triumphe und Sünden, so Obama. 16 Jahre wurde gebaut, um das bronzefarbene Gebäude nach Plänen des ghanaisch-britischen Architekten David Adjaye fertigzustellen. Das Museum ist in die Bereiche »From Slavery to Emancipation«, »From Segregation to Today« sowie »Community and Culture« gegliedert, zu sehen sind neben Ku-Klux-Klan-Hauben und Peitschen, die auf Sklavenschiffen eingesetzt wurden, auch etwa die Boxhandschuhe Muhammad Alis und die Weste von Jimi Hendrix. Obamas Amtszeit endet mit einem Fanfarenstoß, Donald Trump und Hillary Clinton blieben der Eröffnung fern. oko
Vorfahre des Techno
Computermusik. Wer der Erste war, der einige Gitarrenakkorde aneinanderreihte, interessiert kaum jemanden. Wenn allerdings Computer ins Spiel kommen und damit die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts, wird sogleich gefachsimpelt – und das Wort Pionier in Anschlag gebracht. Gitarrenpioniere gibt es keine, Elektropioniere schon. Und zwar durchaus welche vor Kraftwerk. Neuseeländische Wissenschaftler haben nun die angeblich ersten Aufnahmen von mit Computern generierter Musik restauriert. Sie stammten von Alan Turing, dem britischen Mathematiker und Informatiker, der bereits in den Vierzigern den Computer in ein Musikinstrument umgewandelt habe. Die Aufnahmen, mit denen die Forscher gearbeitet haben, waren 1951 in einem Labor in Manchester entstanden. Drei Stücke wandelte Turings Erfindung damals in elektronische Musik um: »God Save the King«, Glenn Millers Swing-Klassiker »In the Mood« und das Kinderlied »Baa Baa Black Sheep«. oko