Frauen sind religiöser als Männer

Gender Gap. Frauen sind einer Studie des renommierten Washingtoner Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center zufolge religiöser als Männer, obwohl sie von führenden Positionen in vielen Religionen und Konfessionen ausgeschlossen sind. Laut der Studie sind es weltweit 83 Prozent Frauen, die sich mit einem Glauben identifizieren, verglichen mit nur 79 Prozent männlichen Gläubigen. Der Bericht zum Gender Gap in der Religion betont, dass die einflussreichen religiösen Führer zwar zumeist Männer sind, es aber dennoch oft so wirke, als seien die Reihen der Gläubigen von Frauen dominiert. Gesammelt wurden globale Daten über Geschlecht und Religion unter Christen, Muslimen, Juden, Hindus, Buddhisten und religiös Ungebundenen. Bei den Christen lag der Frauenanteil bei 53 Prozent, bei den Juden waren es 52 Prozent, bei den Buddhisten 54 Prozent; und etwas weniger als die Hälfte bei den Hindus (49 Prozent). Gleichauf ist das Verhältnis bei den Muslimen; hier waren es 50/50. Die größte Kluft zwischen den Geschlechtern besteht der Studie zufolge unter den konfessionell Ungebundenen. Hier sind 55 Prozent männlich, 45 Prozent weiblich. In diese Kategorie fallen in der Studie Atheisten, Agnostiker und Menschen, die an »nichts Spezifisches« glauben. Gemessen wurde die Religiosität unter anderem an der Häufigkeit des Gebets und des Kirchenbesuchs. Christinnen lagen auch da ganz weit vorne. Im Ländervergleich ragt der Befund aus Israel heraus; es ist das einzige Land, in dem Männer religiöser sind als Frauen. Der Bericht nennt eine Reihe von Erklärungen für die religiöse Kluft zwischen den Geschlechtern und verweist auf Unterschiede der Biologie, Psychologie, des familiären Umfelds, des sozialen Status, der Erwerbsbeteiligung und den Mangel an existentieller Sicherheit. Frauen wähnten sich in der Regel stärker als Männer von Armut, Krankheit, Alter und Gewalt betroffen. her
Laurie Andersons Meditationsstunde
Heart of a Dog. Ja, es ist ein meditativer Film. Und die Bilder und die Musik sind schön. Mit Terrence Malicks »Knight of Cups« hat der jüngste Film der großen Künstlerin Laurie Anderson trotzdem nur oberflächlich etwas zu tun. Wo Malick bedeutungsschwanger wegdämmert und sich im Rausch der Bilder verliert, unterbricht Anderson ihre Beschäftigung mit den großen Themen dramaturgisch gekonnt durch Alltagsbeobachtungen. In »The Heart of a Dog« spricht Anderson mit warmer Stimme aus dem Off, perfekt prononciert. Es geht um das Erzählen von Geschichten, um Erinnerungen, wie man sie zusammensetzt und strukturiert; Tod, Angst, Leben – Kierkegaard, Wittgenstein und David Foster Wallace zitierend. Und dann immer wieder um allerlei persönliche, nahegehende Details, quasi Heimvideos aus einem langen, künstlerisch bewegten Leben, und tatsächlich auch um ihren Hund. Überhaupt, dieser kleine Terrier, mit dem es kein gutes Ende nehmen wird, diente Laurie Anderson in vielerlei Hinsicht als erzählerisches Mittel, um Rückschau zu halten und die Welt immer mal wieder aus anderer Perspektive in Augenschein zu nehmen. Ein wunderbarer kleiner Film, 75 Minuten von Laurie Andersons Stimme begleitet. Die Spannung hält »Heart of a Dog« durch das Wechselspiel der Ebenen: Abstrakte Bilder, Naturaufnahmen, Haikus sozusagen, die Welt erzählt in spärlichen pointierten Sätzen, der Tod ihrer Mutter, dann plötzlich die Geschehnisse des 11. September 2001, ihr Mann Lou Reed, Einzelheiten aus Bardo Thödröl, dem »Tibetischen Totenbuch« – all das hintereinander weg und trotzdem irgendwie sinnvoll zusammenhaltend. It’s magic! oko