Heime der Gewalt

Im Jahr 2013 wurden in Großbritannien 154 Frauen ermordet, 86 davon durch ihre Partner oder Ex-Partner. Zum Vergleich: Im selben Jahr wurden 381 Männer ermordet, aber nur in zwölf Fällen wurden Frauen der Tat überführt. Die Dokumentarfilmerin Vanessa Engle erzählte für die BBC in »Love You to Death: A Year of Domestic Violence« die Geschichten der ermordeten Frauen. Sie stammen aus allen Gesellschaftsschichten, ihr Alter reicht von 18 bis 73 (wobei die Mehrheit über 40 ist und von langjährigen Partnern umgebracht wurde) und auch die Mordgründe sind ganz unterschiedlich: Eine Frau wurde umgebracht, weil sie sich aus der arrangierten Ehe lösen wollte, die ihr Mann um jeden Preis als Tarnung für sein Schwulsein aufrechterhalten wollte. Eine, weil sie sich in eine Frau verliebt hatte. Mehrere, weil sie die gewalttätige Beziehung beenden und allein neu anfangen wollten. Nicht in jedem Fall war der Täter schon zuvor in der Beziehung gewalttätig geworden, wie Engle in ­einem Interview beschrieb: »Man denkt ja oft automatisch, dass Alkohol und psychische Probleme zu häuslicher Gewalt führen, aber das stimmt eben nicht immer. Die meisten sind mit dem Mord zum ersten Mal gewalttätig geworden.« Der 18jährige, der seine Freundin köpfte, der mittelalte Mann, der seiner Frau das Herz herausschnitt, der Familienvater, der seine Frau vor den Augen der gemeinsamen Kinder mit Benzin übergoss und anzündete; alle drei waren nicht betrunken. Engle macht keine Horrorshow aus den Mordgeschichten, sondern lässt Freunde und Familie der Opfer schildern, wie die Taten ihr Leben veränderten – viele machen sich Vorwürfe, dass sie nicht helfen konnten, obwohl es eben nicht immer Anzeichen gab, dass die Situation auf eine Katastrophe hinsteuerte. »Love you to Death: A Year of Domestic Violence« ist derzeit auf Youtube als Video zu sehen.