Sound of Tennis

US Open Sessions. Kann alles, ist super smart und weiß sich nach Auflösung von LCD Soundsystem vielfältig zu beschäftigen: James Murphy. Er arbeitet als Produzent, hat ein kreisförmiges Soundsystem entworfen, den Soundtrack eines Broadway-Stücks komponiert, Musik für die U-Bahnhöfe New Yorks geschrieben und eine Kaffeemarke kreiert. Mit Unterstützung des IT-Unternehmens IBM verwandelt er die Matches der US Open mittels eines Computeralgorithmus’ in elektronische Musik, jede Bewegung erzeugt von Murphy programmierte Klänge. »Ich schreibe keine Musik. Ich generiere Wahrscheinlichkeiten für Musik«, sagt Murphy über »US Open Sessions – Music made with tennis data«. Fast 400 Stunden musikalisches Material sollen dabei entstehen, die Spiele lassen sich in voller Länge oder gekürzt und verdichtet online anhören. Dem Self-Titled magazine zufolge wird Murphy außerdem 14 Remixes anhand von Wetterveränderungen und Publikumsreaktionen erstellen.   oko
Der Bestimmung zugeführt
Tschick. Deutet die Vermutung, der Unterricht in deutschen Schulen sei erträglicher geworden, weil Romane wie Wolfgang Herrndorfs »Tschick« sich als Klassiker in die Lehrpläne geschlichen haben, darauf hin, dass man die grundsätzlich notwendige Ablehnung Jugendlicher jedwedem Stoff gegenüber nicht mehr nachvollziehen kann? Vielleicht. Fast zwei Millionen Exemplare von »Tschick« wurden in Deutschland seit 2010 verkauft, der Roman wurde in 24 Sprachen übersetzt, an mehr als 50 Theaterbühnen inszeniert und als Hörspiel veröffentlicht. Ein Jahr nach Herrndorfs Tod wird nun bekannt, dass »Tschick« ins Kino kommen wird. Was läge näher als das, fragt man sich, zumal der Roman schon so oft als Roadmovie bezeichnet worden ist. Dem Rowohlt-Verlag zufolge wurde Lars Hubrich von Herrndorf selbst noch damit beauftragt, das Drehbuch zu verfassen, David Wnendt wird Regie führen. Die Dreharbeiten sollen 2015 beginnen – im Sommer, natürlich.   oko
Selfies mit dem Weltmeister
Neuer in Wachs. 200 000 Euro soll er kosten. Doch der Manuel Neuer, den man für diesen Betrag kriegt, wird eine Wachsfigur sein. In der vergangenen Woche brachten alle Boulevardzeitungen Fotos des Torhüters, auf denen er im Trikot der Nationalmannschaft für die Puppenbastler Modell stand. Der Weltmeister gab sich locker, er posierte sogar mit den künstlichen Augen, die später sein Abbild zieren sollen. Dieses soll bei Madame Tussauds in Berlin ausgestellt werden. Dort werden sich dann etliche mit der Wachsfigur fotografieren. So wie sich Fans mit dem Helden auf der Fanmeile fotografierten, als Neuer seine Kollegen anfeuerte, die »So gehn die Deutschen« sangen. Der Held war da ganz nahe, auf der Bühne – doch unzugänglich für die Fans. Nun wird er aus Wachs sein, gegen Eintritt zugänglich, aber leblos. Obschon er außerhalb des Fußballplatzes eh ein bisschen leblos wirkt. Für Selfies mit dem Weltmeister reicht die Puppe allemal. Für eine deutsche Identität auch.   jsu
Kunst ist Wurst
Erwin Wurm. Es ist immer wieder herrlich, was sich der österreichische Künstler Erwin Wurm einfallen lässt. Im Duisburger Lehmbruck-Museum werden erstmals in Deutschland Arbeiten seiner Serie »Abstract Sculptures« gezeigt, Wurms Parodien berühmter Klassiker der Bildhauerei der Moderne. Das abstrakte Material der Serie: Wurst. Mal glänzend poliert, mal fleischrosa angemalt nehmen aus Bockwürsten gefertigte Skulpturen menschliche Posen ein. »Das ist der Giacometti für den Hausmeister«, sagt Wurm, der auch die Gigantomanie des Kunstmarkts kommentieren will. Überhaupt sei die Wurst nicht nur eine Ikone für Konsum in Europa, sondern auch eine »gültige Form der Abstraktion«.   oko