Kunst für den Club

Bristol. Bauarbeiter sind auf dem Video zu sehen, die ahnungslos ihre Arbeit in den Morgenstunden verrichten. Ein Van fährt vor, zwei Männer in Arbeitskleidung steigen aus, holen das Kunstwerk aus dem Kofferraum und bringen es an einem verrammelten Hauseingang an. Später soll sich herausstellen, dass es sich bei dem Bild um ein Werk des Künstlers Banksy handelt, der seine Identität zwar der Öffentlichkeit vorenthält, dessen Arbeiten aber mitunter für Hunderttausende Pfund verkauft werden. Nun fragt man sich: Wurde Banksy etwa zum ersten Mal gefilmt? Sind die Aktivitäten des weltberühmten Phantoms ausgerechnet von Kameras aufgezeichnet worden, die installiert wurden, um Graffiti-Künstler zu überführen? Das Bild »Modern Lovers« zeigt ein sich umarmendes Pärchen, das auf Handys starrt. Abgenommen wurde es von einem Jugendclubbetreiber, nun hängt es im Stadtmuseum. Weil niemand weiß, wem es gehört, will Bristols Bürgermeister mit Hilfe des Bildes Spenden für den verschuldeten Club sammeln.   OKO
No Oldies, just Goldies
Spätes Glück. Schrecklich war es damals, als man einfach zu pleite war, um die gewünschten Platten mit nach Hause nehmen zu können. Noch schrecklicher wurde es, als das Geld endlich zur Verfügung stand, die begehrten Alben aber aus den Kisten des Plattenladens verschwunden waren. Von anderen weggekauft, die diese Musik nie richtig verstehen könnten! Zum Glück werden nun zwei dieser verpassten, aber epochemachenden Scheiben wiederveröffentlicht: »Schafott zum Fahrstuhl« (2001) und »Die Entstehung der Nacht« (2009) von den Goldenen Zitronen. Eine Wiederveröffentlichung, die sich nicht zuletzt aufgrund des beigefügten Filmmaterials lohnt. Die Stücke der vergriffenen DVD »Material« (2008) wurden aufgeteilt und den beiden Platten beigelegt. »Schafott zum Fahrstuhl« enthält die sehenswerte Dokumentation der Album-Aufnahmen in Bukarest sowie Konzertmitschnitte und Interviews; »Die Entstehung der Nacht« den Dokumentarfilm »Übriggebliebene ausgereifte Haltungen« und Videoclips.   OKO
85 Jahre Gabriel García Márquez
Nachruf. Als er zu schreiben begann, war der spätere Literaturnobelpreisträger erstmal nur ein mittelloser Jungjournalist, der in Bordellen oder in der Redaktion übernachten musste. Er war arm, aber selbstbewusst und schrieb zunächst für regionale Blätter, dann für die große kolumbianische Zeitung El Espectador. Mal ging es um die Sperrstunde, mal um die Weltliteratur. Marquez war bekennender Sozialist und ein persönlicher Freund Fidel Castros, was ihm von seinem konservativen Gegenspieler, dem peruanischen Autor Mario Vargas Llosa, den Schimpfnamen »Höfling Castros« einbrachte. 1967 veröffentlichte Márquez die Familiensaga »Hundert Jahre Einsamkeit«, die weltweit über 30 Millionen Mal verkauft wurde. Es folgten 1975 »Der Herbst des Patriarchen«, 1981 »Chronik eines angekündigten Todes« und 1985 »Die Liebe in den Zeiten der Cholera«. In der vergangenen Woche starb der zuletzt an Demenz leidende Gabriel García Márquez im Alter von 85 Jahren in Mexiko-Stadt.   HER
Here comes the story of the Hurricane
Rubin Carter. Bob Dylan widmete ihm 1975 den legendären Song »Hurricane«, der das Genre des Protestsongs mitbegründete. Das Lied schildert den Fall des schwarzen US-Boxers Rubin »Hurricane« Carter, der aufgrund eines rassistisch motivierten Urteils 19 Jahre lang im Gefängnis saß, bis er schließlich in dritter Instanz vom Vorwurf des dreifachen Mordes freigesprochen wurde. Nicht zuletzt war die Wiederaufnahme des Verfahrens Dylans furioser musikalischer Anklage zu verdanken. In der vergangenen Woche starb Carter, der zu einer Symbolfigur der Bürgerrechtsbewegung geworden war, im Alter von 76 Jahren. Buchstäblich bis zum letzten Atemzug hat er sich für Gefangene eingesetzt, von deren Unschuld er überzeugt war.   HER