Verlass die Stadt

Steigende Mieten, neue Penthouse-Lofts in der Nachbarschaft, Gentrifizierung, man kann es langsam eigentlich nicht mehr hören. Noch wohnt schließlich jeder, mit dem man privat so zu tun hat, in einem der Bezirke, in denen man wohnen muss, um in Berlin nicht als schräger Sonderling zu gelten. Neukölln, Kreuzberg, sowas halt. Kann man sich noch irgendwie leisten. Doch dann hört man ständig die Stadtsoziologen raunen, und die sagen: In naher Zukunft werden nur noch die Reichen Berlins Trendbezirke bewohnen können, alle anderen werden sich woanders etwas suchen müssen. Dann wird es einem selbst so ergehen wie dem letzten Kiez­urgestein im Prenzlauer Berg, das irgendwann den begüterten Kinderwagenschiebern weichen musste. Ich versuche mir das vorzustellen: Ziehen wir vom verarmten Kulturprekariat dann alle in die Platte nach Marzahn und verdrängen die Hartzer an den Rand der Stadt, wo nicht mal die S-Bahn hinfährt? Lebt man dann überhaupt noch wirklich in der sagenhaften Partystadt Berlin, wenn man irgendwo »jwd« landet? Feiern dann nur noch die Reichen mit den Touristen im Berghain und wir halt gar nicht mehr? Manche sagen, Gentrifizierung sei gar nicht so schlimm. Auch in einer Stadt wie New York ziehe die Karawane eben immer weiter. Berlin ist aber nunmal nicht New York, die Stadt ist viel kleiner und schon jetzt gibt es keinen Bezirk mehr, wo man sich vorstellen könnte, dass man da mal leben möchte. Sollte es so kommen, wie die Stadtforscher sagen, bleibt eigentlich nur noch zu sagen: Tschüß, Berlin.