1. Mai I

Revolution. Stalinismus, Maoismus, RAF: Leichen pflastern den Weg, den die sogenannte radikale Linke gegangen ist. Trotzdem hegt diese radikale Linke ihre verblassten Mythen, vielleicht auch, weil es so viel einfacher ist, sich an eine Vergangenheit zu erinnern, in der man noch von Bedeutung war, anstatt sich mit einer Gegenwart in Deutschland auseinanderzusetzen, in der das Revolutionspotential ungefähr null ist. Trotzdem muss man der radikalen Linken dankbar dafür sein, dass sie ihren Sinn für ganz besonders sinnentleerte Rituale behalten hat. Der revolutionäre 1. Mai samt Walpurgisnacht und all den Ska-Punk-Bands, die dort auftreten, ist natürlich eine einzige riesige Quatsch-Veranstaltung. Aber trotzdem macht es immer wieder Spaß, ihr beizuwohnen. Es ist was los in der Stadt, ein Event findet statt und kostet nicht mal was. Das wissen auch längst all die Touristen, die sich schon auf das 1. Mai-Watching freuen und später in einer Szenebar im gentrifizierten Neukölln über das Erlebte parlieren werden.   AHA