Der letzte linke Student ist interessiert. Interessiert aber: ist der letzte linke Student sowieso immer. Diesmal aber ist der letzte linke Student ganz besonders interessiert. Denn: er hat ein Buch gelesen. Ein Buch über die Berliner Republik. Wir wissen: die Berliner Republik ist eigentlich die Bonner Republik. Aber: die Berliner Republik ist die Bonner Republik in gefährlich. Gefährlich heißt dabei: die Berliner Republik will zwar dasselbe wie die Bonner Republik. Denn die Bonner Republik: war auch kapitalistisch. Und somit: gegen die Linke. Und rechts? Rechts war die Bonner Republik auch. Die Berliner Republik jedoch ist gefährlicher: denn sie ist weiter rechts als die Bonner Republik. Und zudem: ist sie kapitalistischer! Sogar: noch viel kapitalistischer als man annehmen könnte! Vor allem aber: setzt die Berliner Republik ihre Ansprüche mit Waffengewalt durch. Das heißt: die Berliner Republik macht Krieg. Das hingegen: war in der Bonner Republik noch verboten. Und zwar: ganz. Und gar? Gar auch.
Doch Obacht: »Manchmal muss sich etwas ändern, damit sich alles ändert. Und die Verhältnisse müssen sich arg verschärfen. Erst dann kann die Revolution kommen. Ohne Druck kann bekanntlich kein Umsturz beginnen.« So steht es im besonderen Notizbuch des letzten linken Studenten. Das allerdings heißt: die Berliner Republik ist schon ganz ok. Obwohl sie: überhaupt nicht ok ist. Gerade aber: weil sie nicht ok ist, ist sie ok für uns. Sie ist gewissermaßen unser Parvus. Sie schafft sich selbst ab. Das erkennt der letzte linke Student. Und ist von nun an: ein Freund der Berliner Republik. Und auch wir müssen erkennen, dass mancher Feind als Freund noch viel besser zu gebrauchen ist.
