Horst will heim

Harald und Carlos sind schwul. Und sie sind HIV-positiv. Und sie wohnen im »Big Brother«-Container.
Den meisten Leuten im fernsehguckfähigen Alter entlockt diese Info allerhöchstens ein »Oh, gibt’s eine neue Staffel ›BB‹?« Die Gründe für die massenhafte Weigerung, die mittlerweile zehnte Staffel von »Big Brother« zu verfolgen, wären zwar schnell aufgezählt, aber es reicht zu wissen: Die Bewohner wirkten von Staffel zu Staffel langweiliger. Jedenfalls dann, wenn man nicht zufällig ein Faible für tätowierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Sexindustrie oder für gepiercte Promo-Tussen und -Tusseriche hat. Was das mit Harald und seinem Ehemann Carlos zu tun hat? Na nix, eigentlich. Und doch eine ganze Menge, denn die beiden wohnen nun im Container. Wo sie, so die »BB«-Macher, mit bestehenden Vorurteilen über HIV-Positive aufräumen sollen. Zum Beispiel dem, dass es für Gesunde extrem riskant sei, mit jemandem, der HIV-positiv ist, zusammenzuleben. Öh, bitte was? Das glaubt ohnehin niemand, es gibt ja schließlich genug Aufklärungskampagnen? Nun, Kandidat Horst zog jedenfalls ganz rasch wieder aus, weil er aus »beruflichen Gründen« nicht mit HIV-Infizierten zusammenleben wollte. Anstatt den Deppen ordentlich zu dissen, hagelte es allerdings von den anderen Bewohnern inklusive Harald und Carlos Verständnis, weil Horst doch als Tätowierer arbeite und man ja nie wisse, wie die Kundschaft so drauf sei.
Das große Thema bei den Zuschauern ist sowieso ein ganz anderes. Es trägt den Vornamen Cora, ist gründlich tätowiert und arbeitet hauptberuflich als Porno-Darstellerin. Zu den Filmchen, die man auf der Webseite der seit drei Jahren im Sex-Business tätigen Zwanzigjährigen erwerben kann, gehört übrigens auch ein Werk namens »Userdate mit Schulz 450 – Kondom gerissen«.