Heiter! Heiter!

Berlin Beatet Bestes. Folge 23. Eddie Johnson, Zumma-Zumma-Zumbassa! (1966).

Zumma-Zumma-Zumbassa/Der Weg ist weit nach Afrika/I live two years in Bonn/Doch was hab’ ich davon/Zehnmal ich schon geimpft/At home my Harem schimpft«, singt Eddie Johnson.
Meiner Freundin vertraue ich eigentlich uneingeschränkt. Sie ist die erste und wichtigste Person, die ich frage, wenn ich Zweifel habe. Aber diese Platte habe ich ihr gar nicht erst gezeigt. Sie hätte sicher nur den Kopf geschüttelt und gesagt: »Schrecklich!« Und sie hätte recht gehabt. Dies ist eine schreckliche Platte. Aber wir haben alle unsere merkwürdigen Obsessionen. Zumindest ist meine nicht »Popstars« und »Germany’s Next Topmodel« …
Eddie Johnson und seine Produzenten versuchten, den Erfolg von Andy Fishers »Mr. Cannibal« zu wiederholen, indem sie dieselben Zutaten verwendeten: Mau-Maus, Kannibalen und eine Textmischung aus Deutsch und Englisch. Die Musik ist allerdings besser als die des Vorbilds. Man hört Calypso-Beat, oder ist das schon Ska? Leider konnte ich über Eddie Johnson rein gar nichts in Erfahrung bringen. War er ein GI? Was führte ihn nach Bonn? Was brachte ihn dazu, solch einen Song zu singen, der vor rassistischen Stereotypen nur so strotzt?
Der Zeichner des Plattencovers ist Will Halle (1905–1969). Nicht der beste Berliner Cartoonist und nicht mein liebster, aber er zeichnete in diesem schlichten und effektiven Stil der vierziger, fünfziger und frühen sechziger Jahre. Zusammen mit seinen Kollegen Stenzel und Kossatz war Halle ein beliebter Berliner Cartoonist. Ursprünglich stammte er aus Halle und nannte sich daher Will Halle.
Seit vielen Jahren sammle ich Cartoonbücher, aus den zwanziger Jahren bis in die sechziger. Als ich vor zwölf Jahren nach Berlin zog, fing ich an, speziell nach Berliner Cartoonisten zu suchen. Ich kaufe jedoch generell keine Bücher aus der Nazi-Zeit. Jeder, von dem damals etwas veröffentlicht wurde, war mehr oder weniger ein Kollaborateur. Von ihnen wurden Bücherveröffentlicht, während andere (meist talentiertere Künstler) verfolgt, gejagt und ermordet wurden. Es ist eine kontaminierte Zeit, und ich will mich nicht mit Büchern umgeben, die diesen Geist in sich tragen.
Als ich in einem Trödelladen für zwei Euro Will Halles erstes Buch fand, kaufte ich es dennoch. Die Einleitung zu »Das finde ich komisch – Ein Bilderbuch für Erwachsene«, erschienen 1940, schrieb Heinz Rühmann. Es ist kein politisches Buch und enthält auch keine antisemitischen Zeichnungen, nur heitere, mitunter leicht anzügliche Witze für Erwachsene. Trotzdem habe ich ein schlechtes Gefühl bei diesem Buch, das in einer Zeit veröffentlicht wurde, als Millionen in Konzentrationslagern ermordet wurden. Während dieser Typ nichts Falsches daran fand, sich seine heiteren Bildchen von den Nazis absegnen zu lassen. Aber dasselbe gilt für eine ganze Reihe Berliner Cartoonisten wie Hans Joachim Stenzel, Hans Kossatz, Ferdinand Barlog und Horst von Möllendorf. Sie wurden sowohl vor als auch nach dem Krieg von einem breiten Publikum für eben diese schlichte Heiterkeit geschätzt und geliebt.