Der Affe auf Kanal 16

von jörn schulz

Nur knapp 30 Kilometer trennen die Küsten des Iran und Omans, und durch die schmale schiffbare Passage der Straße von Hormuz drängen sich zahlreiche Tanker, Frachter, Dhaus, Fischerboote und nicht zuletzt Kriegsschiffe. Manch­mal kommt es zu Kollisionen, vor einem Jahr stieß ein U-Boot der US-Marine mit einem japanischen Tanker zusammen, und manchmal zu Konfrontationen. So wieselten am 6. Januar iranische Schnellboote um einen US-Flottenverband herum, und es war die Drohung zu hören: »Ich komme zu euch. Ihr werdet in ein paar Minuten explodieren.« Bereits zwei Tage nach dem Vorfall musste das Pentagon jedoch einräumen, dass die Herkunft der Drohung nicht geklärt werden konnte. Sicher ist, dass sie nicht von dem iranischen Offizier stammt, der offiziell mit den Amerikanern kommunizierte.

Die wichtigste Seefunkverbindung ist Kanal 16, der auf jedem Schiff ständig abgehört werden muss. Es handelt sich um einen offenen Kanal, sodass jeder Amateurfunker mitreden kann. Viele Experten vermuten, dass ein als »Filipino Monkey« bekannter Kommunikationsguerillero sich am 6. Januar eingeschaltet hat. »Seit 25 Jahren gibt es den mythischen Kerl da draußen«, sagte Rick Hoffman, ehemaliger Kommandant des US-Kreuzers »Hue City«, der Navy Times. Möglicherweise handelt es sich um mehrere Phantomfunker. Gewöhnlich steuert so ein Filipino Monkey Obszönitäten und Beleidigungen zur Kommunikation bei. Er ist ein ausdauernder Plauderer, überwiegend nachtaktiv, offenbar Sexist, denn Soldatinnen der US-Marine beleidigt er besonders gerne, und Rassist, seinen nom de guerre verdankt er Bemerkungen über philippinische Seeleute. Doch auch Drohungen sind nicht ungewöhnlich. Das Video des Pentagon über den Vorfall enthält weiterhin die obskure Audiobotschaft, weil dies »eine bessere Vorstellung vom Geschehen gibt«, sagte der Marinesprecher Jeff Davis.