»Katholiken verbrennen doch auch Weihrauch«

In Kappeln in Schleswig-Holstein hat der Wirt Dirk Bruckner aus Protest gegen das Rauchverbot eine Kirche für Raucher gegründet. smalltalk von markus ströhlein

Wie gründet man denn überhaupt eine Kirche?

Wir haben auf einer Gründungssitzung eine Geschäftsordnung verfasst und diese dann bei der Staatskanzlei vorgelegt. Im Grundgesetz steht, dass jeder jederzeit eine Kirche gründen kann und dass der Staat sich nicht in ihre Belange einmischen darf. Wir sind eine Gruppe von Leuten, die sich nicht mehr alles gefallen lassen wollen. Wir haben uns also in eine Art Kirchen­asyl geflüchtet.

Wie vielen Menschen haben Sie denn schon Asyl gewährt?

Mittlerweile haben wir fast 400 Mitglieder.

Treffen Sie sich in einem Tempel?

Nein. Wir benutzen meine gastronomische Einrichtung. Wir teilen einen Bereich ab, in dem wir unsere Kirche unterbringen. Im anderen Bereich betreiben wir weiter Gastronomie.

Haben Sie denn Priester und einen besonderen Ritus?

Wir werden keine Messen abhalten. Wir sind lediglich eine Gruppe von Gläubigen, die mit dem religiösen Angebot in Deutschland nicht mehr zufrieden sind.

Warum haben Sie die Kirche gegründet, des Rauchens wegen oder um sich religiös zu betätigen?

Das Rauchen ist eine Begleiterscheinung. Wir versuchen, uns als Religionsgemeinschaft einen Freiraum zu schaffen. Ordnungswidrigkeiten, wie es das Rauchen in gastronomischen Örtlichkeiten ist, begehen viele Religionsgemeinschaften. Die evangelische Kirche schenkt z.B. schon 14Jährigen beim Abendmahl Wein aus. Außerdem hat das Verbrennen von Kräutern in vielen Religionen eine Bedeutung. Katholiken verbrennen doch auch Weihrauch. Die Buddhisten zünden Räucherstäbchen an.

Aber diese Dämpfe werden ja nicht inhaliert.

Bei Karl May rauchen die Indianer rituell die Friedenspfeife. Und es gibt Religionsgemeinschaften, die noch ganz andere Dinge zu sich nehmen.