»Wir wollen uns Wirte greifen«

Das Rauchverbot gilt. Bei »Pro Rauchfrei« kann man aber immer noch nicht aufatmen. Ein Gespräch mit Axel Napolitano, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Verbands der Nichtraucher. smalltalk von markus ströhlein.

Seit Jahresbeginn gilt das Rauchverbot in Kneipen und Restaurants. Kann sich Ihr Verband nun auflösen?

In einem Bundesland, nämlich in Bayern, sieht es vergleichsweise gut aus. Angesichts der bundesweiten Situation sind wir aber weit davon entfernt, unsere Auflösung bekannt geben zu können. Es besteht das Problem, dass in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens außerhalb der Gastronomie das Rauchen weiterhin erlaubt ist.

Auf Ihrer Homepage gibt es ein Formular, mit dem man Verstöße gegen das Rauchverbot bei Ihnen melden kann. Sie bringen den beanstandeten Vorfall dann zur Anzeige. Ist das nicht denunziatorisch?

Es ist bösartig, uns den Aufruf zur Denunziation zu unterstellen. Denunziationen gab es in der DDR. Wir haben damit nichts zu tun. Denn erstens ist der Vorgang nicht anonym. Zweitens werden nicht einzelne Raucher angezeigt. Wir wollen uns Wirte greifen, die damit auffallen, das Rauchverbot bewusst oder grob fahrlässig zu unterwandern. Wir nehmen aber den Beschwerdeführer aus der Schusslinie. Es gab ja auch schon Übergriffe auf Nichtraucher, in Bayern wurde ein Rentner fast totgeschlagen.

Wird denn von dem Meldeformular Gebrauch gemacht?

Reichlich. Er nimmt seit dem Inkrafttreten der neuen Gesetze noch zu.

Gab es denn schon Streitfälle? Wollte ein Wirt die Konkurrenz verpfeifen?

Nein, das ist uns nicht bekannt. Wir gehen ja jedem einzelnen Fall nach. Wir überprüfen, ob ein etwaiger Missbrauch stattfindet. Erst dann geht die Meldung an die zuständigen Behörden. Diese verhängen in der Regel auch nicht sofort ein Bußgeld. Zunächst nehmen sie eine Belehrung vor. Es gibt nicht gleich die Keule.