Die Kuscheltier-Therapie

Das Medium Von Elke Wittich und Boris Mayer

Glaubt man den üblichen Alarmisten, so ist das Internet ein dunkler Ort, an dem User böse Dinge tun, wie in Foren und Blogs größtmöglichen Unsinn zu schreiben, auf obskuren Seiten Bombenbastelanleitungen zu suchen und in Ballerspielen für künftige Amokläufe zu trainieren. Wer nicht killen, betrügen oder anderen auf die Nerven fallen mag, muss trotzdem nicht aufs Surfen verzichten, denn für solche Menschen gibt es die Seite parapluesch.de. Sie bietet nicht etwa Gruppenkuscheln, sondern die handfeste Lösung eines Problems, das regelmäßig gerade zu Weihnachten auftaucht. Denn dann werden sie in Massen verschenkt, die niedlichen, oft quietschbunten Plüschtierchen, und das Unglück nimmt sofort nach dem Auspacken seinen Lauf.

Warum erwachsene Menschen, in aller Regel Frauen, glauben, dass ausgewachsene Männer lieber grüne Kuschelkrokodile oder Schmuseschildkröten als einen 35 Jahre alten Single-MaltWhisky haben wollen, ist ein ewiges Rätsel, das an dieser Stelle nicht gelöst werden kann. Fakt ist: Auf die verschenkten Stoffviecher wartet ein Leben voller Misshandlungen. Bei parapluesch.de kann man als Arzt in »Die Anstalt – Psychiatrie für misshandelte Kuscheltiere« die Auswirkungen gemeiner Behandlungen auf verstörte Schäfchen und traurige Schlangen studieren – und die im Aufenthaltsraum versammelten Patienten heilen, mit Maltherapien, Gesprächen und allem, was die Wissenschaft so hergibt. Und sich im Erfolgsfall freuen, dass man die Welt ein bisschen besser gemacht hat. Theoretisch jedenfalls. Wer weiß, wie man die depressive Schildkröte kurieren kann, die selbst gegen Elektroschocks resistent zu sein scheint, soll sich bitte melden, danke.