Im Auge des Orkans

Platte Buch Von benedikt köhler

Der erste Eindruck: Mit »Teenager« hat die Dubliner Band The Thrills ein nostalgisches Album aufgenommen. Allein die Instrumentierung: ein schepperndes Klavier, akustische Gitarren, Mundharmonika und Mandoline. Dazu kommt dann noch die Stimme des Sängers Conor Deasy, der aussieht wie der junge Matt Dillon und klingt wie Rod Stewart zu »Maggie-May«-Zeiten.

Wer aber glaubt, das Album ignorieren zu können, verpasst die feine ironische Note. Zunächst wirkt die Platte wie eine Huldigung an die Teenagerzeit, vom Plattencover, das die Glückseligkeit eines adoleszenten Kusses im Jugendzimmer wachruft, bis zu den Texten, die immer wieder an solche Momente erinnern: »Those backseat fumblings!« Aber man merkt, dass sich die Lieder gerade nicht anbiedernd an eine Klientel richten, die die beschriebenen Erfahrungen zurzeit macht. Stattdessen dürfen sich diejenigen angesprochen fühlen, die von ihrer eigenen Jugend gerade so weit entfernt sind, dass sie sich mit einem Seufzer an diese Zeit erinnern. Deasy singt von der typischen pubertären Wahrnehmung, in der sich nichts zu ändern scheint (»nothing changes around here«), während sich in der Rückschau die Welt jedoch schnell weitergedreht hat. Der statische Moment im Auge eines Orkans. Aber am Ende distanziert sich der Titelsong lapidar: »That’s all!« Genau wie sich die Wirren der Jugendzeit im Nachhinein als nicht unbedingt lebensbedrohlich herausstellen, deuten The Thrills an, dass auch ihre Reise in die Adoleszenz nicht ernst gemeint ist. Doch als Hörer ist man längst auf sie hereingefallen: That’s all!

The Thrills: Teenager

(Virgin / EMI)