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Lesen ist gefährlich

Angriff auf Autorin. Schriftstellerinnen und Schriftsteller wollen mit ihren Werken keine Blumentöpfe gewinnen, sondern Literaturpreise. Noch weniger wollen sie wohl mit Blumentöpfen beworfen werden.

Die aus Bangladesch stammende Autorin Taslima Nasreen musste in der vergangenen Woche diese unangenehme Erfahrung machen. Ihre Lesung in der indischen Stadt Hyderabad wurde von etwa 20 Mitgliedern einer lokalen islamistischen Partei gestürmt. Unter ihnen befanden sich auch drei Landtagsabgeordnete. Die Angreifer beschimpften Nasreen und bewarfen sie mit Büchern und Blumentöpfen. Die Schriftstellerin blieb jedoch unverletzt. Die Polizei nahm den Mob fest.

Nasreen veröffentlichte 1994 das islamkritische Buch »Schande«. Daraufhin erhielt sie Morddrohungen von Islamisten und floh aus Bangladesch. 1998 kehrte sie zurück, sah sich aber erneut schweren Anfeindungen ausgesetzt. Seit 2005 lebt die Schriftstellerin in Indien. mst

Hehlerei will gelernt sein

Beschädigte Bilder. Wer behauptet, Verbrechen sei ein leichtes Geschäft, irrt. Auch Kriminelle benötigen Werkzeuge, Startkapital und vor allem Fachkundigkeit. Am nötigen Wissen mangelte es zwei Hehlern, die in der vergangenen Woche von einer Einheit der Polizei zur Bekämpfung des illegalen Kunsthandels in Paris verhaftet wurden. Sie hatten zwei Bilder von Pablo Picasso im Wert von 50 Millionen Euro zusammengerollt und in einer Plastikröhre durch die Stadt getragen.

Bernard Darties, der Leiter der Polizeieinheit, konnte sich trotz des Fahndungserfolgs nicht freuen. Er sagte in der Libération: »Die Idioten haben die Bilder so eng zusammengerollt, dass die Farbschicht Risse aufweist. Es ist ein Zeichen von Dummheit, solche Kunstwerke auf diese Weise durch die Gegend zu schleppen.«

»Maya mit der Puppe« und »Porträt von Jacqueline« waren im Februar aus der Wohnung von Picassos Enkelin Diana Widmaier-Picasso gestohlen worden. mst

Play it again

Die Rückkehr der Vinyl-Single. Musikalisch ereignet sich eigentlich ja nichts Neues. Die Musikindustrie behilft sich deshalb mit Revivals. Das geht so weit, dass nicht nur Musikstile wieder verwertet werden. Selbst alte Medien gelten wieder als schick. Das 7-Inch-Vinyl, die antiquiert geglaubte Single-Platte, verkauft sich in England zurzeit bestens. Seit Anfang 2007 ist der Absatz um 13 Prozent gestiegen. In den vergangenen sechs Jahren stieg der jährliche Verkauf von etwa 200 000 Stück auf eine Million.

Bands wie die Arctic Monkeys oder The Libertines haben den Trend ausgelöst. Dass sie ihren alten Schnarchkram im entsprechenden Medium anbieten, ist konsequent. mst

Tanz den Döner Kebab!

Französischer Sommerhit. »Ich habe den amerikanischen Traum: eine Restaurantkette besitzen und meinen Namen in Buchstaben aus Gold.« Das sind nicht unbedingt Zeilen, die man in einem Popsong vermuten würde, noch dazu in einem französischen. Ist man in dem Land doch nicht allzu gut auf den American Dream zu sprechen.

Aber »Mange du Kebab« gehört nicht zu den gewöhnlichen Stücken. Gesungen bzw. gerappt wird er von Lil’Maaz. Er ist eigentlich kein Musiker, sondern verkauft in Paris Döner Kebab. Aus Spaß trug er einigen Gästen seines Bistros, die Tontechniker in einem benachbarten Studio waren, den Döner-Rap vor. Prompt luden sie den jungen Mann ein, das Stück aufzunehmen. Das flugs produzierte Video wurde in den 48 Stunden nach der Veröffentlichung 160 000 Mal gesehen.

Mittlerweile ist der Dönerverkäufer bei einer Plattenfirma. Seit der vergangenen Woche ist die Single im Handel. Für sie musste der Rapper aber seinen Namen ändern. Er heißt nun: DJ Kebab. mst