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Schläge bei Steiners

Neue Studie. Waldorfschüler haben ein schweres Los. Sie dürfen keine Turnschuhe tragen, auf dem Pausenhof nicht Fußball spielen, müssen dafür aber in unsäglichen weißen Kleidchen Tanzgymnastik treiben.

Wie das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen in einer Studie festgestellt hat, steht es um den Alltag an den Waldorfschulen noch schlimmer. Zwar werden schwerwiegende Delikte seltener begangen als an staatlichen Schulen. Dafür schlagen Waldorfschüler häufiger zu und neigen schneller dazu, das Eigentum anderer zu zerstören.

Das Bundesfamilienministerium prüft zudem zurzeit, ob zwei Bände aus dem Gesamtwerk Rudolf Steiners auf den Index der jugendgefährdenden Schriften gesetzt werden sollen. Der Begründer der Anthroposophie und der Waldorfschulen vertrete in ihnen »rassendiskriminierende Inhalte«. Der Bund der Waldorfschulen widerspricht der Feststellung vehement und vermutet einen »fanatischen Kreuzzug einiger organisierter Gruppen«. mst

Kein Idiot sein

»Die Satanischen Verse«. Als Ayatollah Khomeini 1989 zum Lynchmord an Salman Rushdie aufrief, hat Günter Wallraff dem Schriftsteller Unterschlupf gewährt. Das muss man Wallraff anrechnen. Wie der Autor und Journalist in der vergangenen Woche verlauten ließ, möchte er nun in einer Moschee aus Rushdies Buch »Die Satanischen Verse« lesen. Er sei gebeten worden, dem Beirat für die geplante Moschee in Köln-Ehrenfeld beizutreten. »Das mache ich bestimmt nicht als nützlicher Idiot«, sagte Wallraff.

Leider ist Wallraff nicht auf den Gedanken gekommen, dass man nur dann nicht der nützliche Idiot ist, wenn man gar nichts macht. Sicher könnte man auch vor einem Schützenverein ein Plädoyer für das generelle Verbot des Schusswaffenbesitzes halten, ohne gelyncht zu werden. Die Flinte würde trotzdem niemand abgeben. Vielleicht ist die Lesung aber der erste Schritt in einem neuen investigativ-journalistischen Unternehmen Wallraffs. mst

Der Himmel über Düsseldorf

Wenders und Campino. Im vergangenen Jahr hat Campino, der Sänger der Toten Hosen, in Klaus Maria Brandauers Inszenierung der »Dreigroschenoper« den Mackie Messer hingestümpert. Man sollte meinen, andere Regisseure seien gewarnt und ließen den Musiker weiterhin das tun, was er auch nicht so richtig kann: singen.

Doch Wim Wenders fühlt sich eigenen Aussagen zufolge endlich dazu befähigt, in der Stadt einen Film zu drehen, in der er aufgewachsen ist: Düsseldorf. Und da es in seinem Herzen anscheinend so nostalgisch heimatlich pocht, hat er den bekennenden Düsseldorfer Campino als Hauptdarsteller engagiert. Wenders will jedoch nicht etwa den Rosenmontagszug mit Campino als Karnevalsprinzen verfilmen. In »The Palermo Shooting« geht es um einen Fotografen, der in eine Lebenskrise gerät und erst in Palermo wieder das Leben und die Liebe entdeckt. Da klingt die Variante mit dem Rosenmontagszug irgendwie aufregender. mst

Kampf um den Kongo

Rassistischer Comic. »Tim und Struppi« findet jeder drollig. Hergé, der Schöpfer der Figuren, war aber ein wenig sympathischer Zeitgenosse. Der Belgier hat in der Zeit der deutschen Besatzung in Zeitungen rassistische und antisemitische Karikaturen veröffentlicht.

Auch bei »Tintin et Milou«, wie »Tim und Struppi« im Original heißt, gibt es einschlägige Stellen. Die britische Commission for Racial Equality verlangte in der vergangenen Woche, den Band »Tintin in the Congo« aus dem Handel zu nehmen. Er stelle Afrikaner wie Affen dar. Die großen Buchhandelsketten wollen den Band aber lediglich in die Erwachsenenabteilung verlegen. Die zögerliche Reaktion verwundert nicht: »Tim und Struppi« verkaufen sich nach wie vor bestens. mst