Nachrichten

So macht Kultur Spaß!

Skandal in der Bundeskulturhalle. Der Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) ist Angaben in der Presse zufolge entsetzt. Ein Bericht des Bundesrechnungshofs hat aufgedeckt, dass die Geschäfts- und Programmleitung der »Kunst- und Ausstellungshalle der Bundes­republik Deutschland« (KAH) in Bonn staatliche Gelder für Tausende Freikarten, angebliche Geschäftsreisen, Übernachtungen in Luxushotels und teure Dienstwagen ausgegeben hat. Die so genannte Bundeskunsthalle wird jährlich mit 17 Millionen Euro von Bund und Ländern finanziert.

Zwar fallen die Unregelmäßigkeiten in die Amtszeiten der Kulturstaatsminister Michael Naumann (SPD), Julian Nida-Rümelin (SPD) und Christina Weiss. Doch Neumann kann es dennoch nicht fassen. Da versuchen die verantwortlichen Kulturpolitiker, sich mit Zuschüssen, Finanzprogrammen und sonstigen Geldern eine staatsfixierte Kunst- und Kulturkaste zu halten, und was machen die Herren der Bundeskunsthalle? Das einzig Richtige: Sie verprassen das Geld für ihren eigenen Spaß. Da kann eben auch ein derart unscheinbarer und überflüssiger Kulturstaatsminister wie Bernd Neumann einmal so richtig wütend werden. (mst)

Der letzte Tanz

Lars von Trier. Es gibt auch manchmal gute Nachrichten: Der dänische Regisseur Lars von Trier ist nach eigenen Aussagen in künstlerischer Hinsicht »völlig blank«. In einem Zeitungsinterview sagte er in der vergangenen Woche, er sei nicht in der Lage, an einem neuen Film zu arbeiten. Auf ein weiteres Werk, in dem Trier seinen Ekel vor den Menschen bebildert, kann man auch getrost verzichten, zumal den Filmemacher erklärtermaßen die US-Amerikaner am stärksten anwidern. Anhänger des Regisseurs müssen dennoch nicht verzichten: Von Triers Film »Dancer in the Dark« soll in der Königlichen Oper in Kopenhagen als Bühnenfassung ins Programm kommen. Allerdings soll die Oper erst 2010 uraufgeführt werden. Vielleicht kann für das Stück Björk verpflichtet werden, die auch im Film die Hauptrolle spielt. Man stelle sich vor: Von Trier filmt nicht mehr, Björk singt nur noch hinter verschlossenen Türen. Die Welt wäre in der Tat eine bessere. (mst)

Pentagon killed the Videostar

Der Irak-Krieg im Internet. Über das Freizeitverhalten der im Irak sta­tionierten US-Soldaten ist wenig bekannt. Was macht ein GI nach Dienstschluss in Bagdad? Gemütlich einen trinken gehen kann man in der Stadt wohl kaum. So setzen sich viele Soldaten in ihren Stützpunkten an die Computer. Ein Beschluss des Pentagon erschwert nun den US-Soldaten, sich im Internet abzulenken. In der vergangenen Woche sperrte die Armeeführung etliche, beliebte Seiten wie You­tube, Myspace, Photobucket oder Stupid­videos. Der Zugriff der Soldaten schränke die Bandbreite der militärischen Internetverbindungen zu sehr ein, hieß es in der Begründung. Die Geschäftsführer des Videoportals Youtube sprachen sich gegen die Entscheidung aus und bezweifelten, dass die Sperre aus technischen Erwägungen veranlasst worden sei. Das Unternehmen sei bereit, mit dem Pentagon an einem Filter zu arbeiten, mit dem sich die Inhalte der von den US-Soldaten angebotenen Videos kontrollieren ließen.

Erst kürzlich wurde unter dem Namen »Multi-National Force« ein Kanal auf Youtube eröffnet, für den hauptsächlich das US-Verteidigungsministerium Videos zur Verfügung stellt. Zudem sollen die E-Mails und Blogs der Soldaten schärfer kontrolliert werden. Sie dürfen keine Videobilder von Selbstmordattentaten, Schießereien oder eigenen und gegnerischen Verwundeten oder Toten veröffentlichen oder weiter leiten. Da sich die Gegner der Koalitionstruppen keine derartigen Einschränkungen auferlegt haben, dürfte die US-Armee auch im Propagandakrieg weiterhin einen schweren Stand haben. (mst)

Nichts mehr zu lachen

Dirty Harry und peinlicher Pocher. Es soll Menschen geben, die sich tatsächlich empört haben. Dass Oliver Pocher ab Oktober im ersten Programm Harald Schmidt zur Seite stehen wird, kann aber nur die Zuschauer in Aufregung versetzen, die bisher noch nicht gemerkt haben, dass Schmidts Late-Night-Show keine Qualität einbüßen kann. Sie ist derart langweilig, dass die Programmmacher dem Schwund der Quoten mit dieser »Verjüngungskur« Einhalt gebieten wollen. Man muss den Plan begrüßen. Denn die ARD hat sich die exklusiven Rechte an Pocher gesichert, sodass der Moderator ab Oktober an »Schmidt und Pocher« gebunden sein und nicht durch andere Programme marodieren können wird. Vielleicht kann die ARD neben dem von sich selbst gelangweilten Schmidt und dem opportunistischen Haudrauf-Humoristen Pocher noch Stefan Raab verpflichten. In einer Sendung wie »Schmidt und Pocher und Raab« wären die drei gut aufgehoben und man wüsste stets, um welche Uhrzeit man keinesfalls zur ARD umschalten dürfte. (mst)

Ein »Spinello« zwischendurch

Kiffen im Unterricht. Wer mit der Schulzeit nur schöne Erinnerungen verbindet, macht sich etwas vor. Wenn jeden Morgen um halb sieben der Wecker klingelt und Lehrerinnen und Lehrer einen mit Hausaufgaben, Abfragen, Tests, Langeweile, Nachsitzen und Verwei­sen gängeln, bedeutet das vor allem Stress. Diesen Zustand hält nie­mand aus. Deshalb kann man nur Verständnis für die italienischen Schüler haben, die sich mit Joints etwas Entspannung verschaffen. In dem italienischen Videoblog »Scuolazoo« kann man mehrere kurze Filme sehen, die Schüler dabei zeigen, wie sie sich im Unterricht Joints drehen und diese hinter dem Rücken der Lehrer rauchen. In einer anderen Sequenz, die ebenfalls mit einem Handy aufgenommen wurde, wird ein Lehrer gezeigt, der sich in der Pause einen Joint baut. In Italien wird nun erneut über Marihuana in den Schulen diskutiert. Erst kürzlich brach in Mailand ein Schüler zusammen und starb, nachdem er einen »Spinello« geraucht hat­te. (mst)