Nachrichten

Stalin Superstar

Russische Serie. Der Winter in Russland dauert lange und ist bitter kalt. Was kann man also tun, wenn man den größten Teil der Zeit in der Wohnung verbringen muss? Man schaltet den Fernseher an.

Der russische Sender NTW hat eine ganz besondere Serie in sein Programm aufgenommen, um den Zuschauern während der kalten Monate die Langeweile zu vertreiben. »Stalin live« zeigt in 40 Folgen die vier Wochen vor dem Tod des Diktators. Den Angaben der Produzenten zufolge beruht die Serie zwar auf historischen Dokumenten. Doch in der mit vielen inneren Monologen und Rückblenden versehenen Spielhandlung sollten den Zuschauern vor allem die Beweggründe Stalins nahe gebracht werden. Der Hauptdarsteller von »Stalin live« legt zudem größten Wert darauf, die menschliche Seite der Figur zu betonen.

Die russische Online-Zeitung Gazeta wirft dem Regisseur deshalb vor, mit dem Diktator zu sympathisieren. Vielleicht können die Macher der Serie ihre Arbeit ja im nächsten Winter fortsetzen und die so genannten Besserungsarbeitslager von ihrer menschlichen Seite zeigen. Dass nach »Stalin live« eine Serie wie »Gulag TV« käme, wäre nur konsequent. (mst)

Keine Trillerpfeifen

Love Parade. Werte Jugendliche aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, vielleicht habt ihr für den Juli bereits einen Wochenendausflug nach Berlin geplant. Im vergangenen Jahr seid ihr ja wieder zu Hunderttausenden in die Stadt eingefallen, mit euren Trillerpfeifen, Plateauschuhen und diesen seltsamen Jacken, die aussehen wie die Oberteile von Taucheranzügen. Doch ihr habt euch zu früh gefreut. Denn bisher sieht es so aus, als erteile der Senat dem Veranstalter der Love Parade keine Genehmigung, das Spektakel im Jahr 2007 in Berlin abzuhalten. Wenn also alles gut läuft, fällt die Love Parade in diesem Jahr wie bereits 2004 und 2005 einfach aus.

Der Veranstalter, Rainer Schaller, zeigt sich jedoch hartnäckig. Er forderte in der vergangenen Woche andere europäische Städte auf, sich als Veranstaltungsort zu bewerben. Dabei könnte er getrost in Deutschland bleiben. Wie wäre es denn mit einer Love Parade in Bitterfeld? Dann hätte es die Klientel auch nicht so weit. (mst)

Krieg im All

Science-Fiction-Film. Woran denkt man, wenn man die Namen James Cameron, Sigourney Weaver und das Stichwort »Weltraum« hört? Genau, der zweite Teil der »Alien«-Filmreihe von 1986 kommt einem in den Sinn. Zwar hat Cameron damals eher einen protzigen Kriegsfilm als einen psychologisch aufreibenden Schocker inszeniert. Und Weaver wurde in der Rolle der Ripley von der emanzipierten Heldin aus dem ersten Teil zur Übermutter im Weltall degradiert. Aber nett anzusehen war der Film dennoch.

Ab April arbeiten beide wieder zusammen an einem Science-Fiction-Film. Weaver spielt in »Avatar« die Lehrerin und Mentorin des Helden. Er wird auf einen Planeten abkommandiert, um ihn zu besiedeln und die Bodenschätze auszubeuten, muss sich dort aber mit den wenig erfreuten, extraterrestrischen Ureinwohnern herumschlagen.

Ein Budget von 200 Millionen US-Dollar steht Cameron zur Verfügung. Anscheinend soll der Film mit einem derartig großen technischen Aufwand hergestellt werden, dass er auch in 3D-Kinos gezeigt werden kann. Das klingt, als drehe Cameron erneut einen High-Tech-Kriegsfilm, der im All spielt. Aber wenn sich selbst Sigourney Weaver, die dem Science-Fiction-Genre eigentlich abgeschworen hat, wieder in einen Raumanzug zwängt, muss »Avatar« etwas zu bieten haben. 2009 wissen wir mehr. Erst dann soll der Film in die Kinos kommen. (mst)

Jetzt auch im Radio

Chávez on the air. Eine Fernsehsendung, die sieben Stunden dauert, hält kein Zuschauer aus. Deshalb hat der venezolanische Präsident Hugo Chávez ein Einsehen. Seine persönliche Sendung »Aló Presidente«, in der er jeden Sonntag stundenlang Gedichte vortrug, Minister zurechtwies oder den Menschen die Grundlagen der »bolivarischen Revolution« erklärte, wird in Zukunft auf die eher erträgliche Länge von 90 Minuten schrumpfen. Wie das Informationsministerium des Landes in der vergangenen Woche mitteilte, wird die Sendung ab sofort donnerstags ausgestrahlt werden. Die Venezolaner werden jedoch keinesfalls auf die Zeit mit dem Präsidenten verzichten müssen. Ab dieser Woche wird er jeden Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag im staatlichen Radio die Maßnahmen verkünden, die seine Regierung auf dem Weg zum »Sozialismus des 21. Jahrhunderts« anordnet.

Sein Verbündeter im Kampf gegen den US-Imperialismus, der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad (»Ahmed Jihad«), könnte noch einiges von ihm lernen. Mit seinem persönlichen Blog hat Ahmadinejad zwar bewiesen, dass er für die technologischen Neuerungen im Bereich der Medien durchaus aufgeschlossen ist. Seit seinen Weihnachtsgrüßen an die Welt im vergangenen Dezember hat er jedoch keinen Eintrag mehr verfasst. Aber er ist ja auch sehr damit beschäftigt, seinem Land einen technologischen Fortschritt auf einem anderen Gebiet zu bescheren. (mst)

Alle gegen eine

Britney Spears. »In Zukunft wird jeder für 15 Minuten berühmt sein«, hat Andy Warhol gesagt, dessen Todestag sich in der vergangenen Woche zum 20. Mal gejährt hat. Vielleicht ist der Ruhm, der länger als 15 Minuten dauert, auch einfach nicht auszuhalten. Denn wer möchte wirklich mit Britney Spears tauschen? Ähnliche Probleme wie sie haben viele Menschen. Doch sie können zum Scheidungsanwalt, zum Friseur oder in die Entzugsklinik gehen, ohne dass ihnen dort bereits die Fotografen auflauern und sich die Welt schon am nächsten Tag schadenfroh am privaten Elend weidet. Wie man sich zurzeit über Spears hermacht, ist in der Tat ekelhaft. Deshalb bleibt eigentlich nur zu wünschen: Viel Glück und gute Besserung, Britney Spears! Und eine Schlagzeile wie »Glatzen-Britney in Psycho-Klinik« möchten wir in Zukunft bitte nicht mehr lesen. (mst)