Nachrichten

Immer noch groß

Harald Schmidt. An ihm scheiden sich die Geister. In der vergangenen Woche wurde an dieser Stelle die Ansicht vertreten, Harald Schmidt sei ein erledigter Fall, er sei ein Spaßonkel und habe seinen guten Ruf spätestens mit der Moderation der Bambi-Gala endgültig ruiniert. Neue Woche, neues Glück, und nun wird an dieser Stelle genau das Gegenteil behauptet. Sein Abschied von der Hochkultur, sein Rollenwechsel, weg vom Peymann-Theater hin zum ZDF-»Traum­schiff«, ist ein ziemlich geschicktes Vorgehen für einen, der sich nur treu sein kann durch abrupte Wendungen, die ihm gestatten, genau das zu tun, was der Rest der Welt am wenigsten erwartet.

Die Zeit hatte in der vergangenen Woche Gelegenheit, ihn nach seiner Rolle oder, sagen wir, seiner aktuellen Werkphase zu befragen. Aufstehen, Zeitung lesen, das war einmal. »Spiegel Online reicht mir. Den Spiegel als Magazin kaufe ich mir nicht mehr, zehn Minuten als E-Paper, ein bisschen FAZ noch im Netz bis zum Schlüsselchen, weil ich kein Abo habe, das war’s dann.«

Dazu passt, dass Schmidt im Februar seine alte Rateshow mit dem unglaublich schnarchigen Titel »Pssst« in der ARD wieder aufnehmen wird. Darin werden Leute vorgestellt, die ein besonderes Geheimnis besitzen, das aber grundsätzlich völlig belanglos ist. Jemand ist mal ohne Führerschein gefahren oder hat im Gästezimmer von Guido Westerwelle übernachtet. So in der Art. Prominente Rateteams sollen es innerhalb eines bestimmten Zeitraumes erraten. Herbert Feuerstein, Ingolf Lück und Cordula Stratmann haben schon zugesagt. (her)

Im Hobbykeller

Rod Stewart. Woche für Woche berichten in der Zeit Prominente un­ter der Rubrik »Ich habe einen Traum« – nun ja –, wovon sie eben so träumen. Vorige Woche war Rod Stewart an der Reihe, inzwischen ist der Mann 61 Jahre alt, hat aber immer noch dieselbe Proletenfrisur mit Strähnchnen wie mit 25. Rod Stewart also. Wovon träumt so einer? Natürlich von Fußball, klar. Und sonst? Von Blondinen und von noch mehr Blondinen? Nein, Rod Stewart sagt: »Seit vielen Jahren träume ich davon, einmal auf dem Cover des Magazins Modeller abgebildet zu sein. Das ist die Bibel der Modelleisenbahner.« Und: Dieser Traum »wird im nächsten Frühjahr wahr«.

Rod Stewart ist also nicht einer der letzten großen Rock’n’Roller mit unerschütterlichem Machismus, wie man bislang dachte, sondern in Wahrheit ein Modelleisenbahner, der in seiner Freizeit keine Groupies vernascht, sondern an seinen Eisenbahnen im Hobbykeller herumbastelt. Was kommt als nächstes? Lemmy bekennt: »Ich spiele gerne mit Barbiepuppen«? (aha)

Nur die Guten

Alternativer Nobelpreis. Wer den Nobelpreis verliehen bekommt, hat ausgesorgt. Geld und Renommee, das der Preis mit sich bringt, reichen im Normalfall ein Leben lang. Nicht ganz so viel Ruhm und Reichtum bringen die »Alternativen Nobelpreise«, die nun wieder in Stockholm verliehen wurden und die sich als Ergänzung und Kritik an den manchmal sehr populistischen Entscheidungen des offiziellen Nobelpreis-Komitees verstehen. Geehrt wurde der ehemalige »Militäranalyst« Daniel Ellsberg, der vor 35 Jahren Beweise für die Sinnlosigkeit des Vietnam-Kriegs zusammenrecherchiert hatte, den die USA damals führten. Außerdem bekam die indische Menschenrechtsanwältin Ruth Manorama einen Preis dafür, dass sie sich für die Rechte der Kaste der so genannten Unberührbaren in Indien einsetzt. Geehrt wurden auch die Organisatoren eines Lyrik-Festivals im kolumbianischen Medellin. Poesie statt Gewalt, so ungefähr lautet deren preiswürdiges Motto. Wenn man die Preisträger nochmals grob im Einzelnen überblickt, bleibt wohl zu sagen: Lauter gute Menschen, die gute Dinge tun, haben sich ihre Ehrungen hundertprozentig ver­dient. (aha)

Kaffeepause bei Finnens

Deutsche Sprache. Das wusste man ja schon: Weil es in Deutschland keine Jobs gibt und das Wetter nicht so gut ist, wandern immer mehr Deutsche ins Ausland aus. Aber nicht nur Leute wandern aus, auch Wörter verlassen das Land, um im Ausland ein neues Leben zu beginnen. Darüber forscht eine Projektgruppe des Goethe-Instituts, die nun auch das schönste ausgewanderte Wort gewählt hat. Es ist die gute alte »Kaffeepause«. Sie hat bei der internationalen Ausschreibung »Wörterwanderung« des Deutschen Sprachrats den ersten Platz erzielt. Die Gewinnerin habe das Wort »Kaffeepause« (finnisch für »außer Betrieb«) 2005 in Finnland auf einer automatisierten Anzeige eines Linienbusses entdeckt, wo sonst das Fahrtziel steht. Wir merken: Wenn in Finnland irgendwo Kaffeepause draufsteht, ist nicht unbedingt Kaffee drin. Denn kaum dass die Wörter hinter der deutschen Grenze sind, machen sie, was sie wollen.

Mehr als 6 000 Wörter deutschen Ursprungs, die in andere Sprachen »ausgewandert« sind, wurden eingereicht. Leute aus 70 verschiedenen Ländern haben sich an der Wörtersuche beteiligt. Am häufigsten ist der Begriff »Vasistas / Was ist das« (französisch für Dachfenster, Oberlicht, Türspion) eingereicht worden, gefolgt von »Kindergarten«, »Butterbrot«, »kaputt« und »Schadenfreude«.

Die »Wörterwanderung« ist Teil des internationalen Projekts des Goethe-Instituts »Die Macht der Sprache«, in dessen Rahmen 2006 und 2007 weltweit Veranstaltungen rund um das Thema »Sprache in einer globalisierten Welt« stattfinden. (her)

Hootie gestorben

Nachruf. Jay »Hootie« McShann hatte sich als Kind das Klavierspielen selbst beigebracht. Und in dem Orchester des amerikanischen Musikers begann der Aufstieg des Saxofonisten Charlie Parker. In der vergangenen Woche starb der Blues- und Swing-Pianist im Alter von 90 Jahren in Kansas City. Seine bekannteste Komposition »Confessin’ The Blues« verbrieten die Rolling Stones, BB King und Ester Philipps. (her)