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Der Pop-Präsident

Vaclav Havel. Der ehemalige Präsident Tschechiens hat schon immer eine große Faszination bei Größen der Popmusik ausgelöst. Schließlich galt der ehemalige Bürgerrechtler weniger als Politiker denn als Freiheitskämpfer, was natürlich absolut kompatibel mit den klassischen Werten des Rock’n’Roll ist. Havel war dick befreundet mit Frank Zappa und ist es immer noch mit Mick Jagger. Dieser plant nun gar einen Film über den Ex-Präsidenten, der von seiner eigenen Produktionsfirma Jagged Films in Auftrag gegeben werden soll. (aha)

Cartoons statt Clips

Nick. MTV2Pop, der Clip-Sender für Über-40jährige, ist nicht mehr. Der Medienkonzern Viacom, dem der Sender gehörte, hat ihn aufgrund dauerhaften Misserfolgs abgeschaltet und durch den Cartoon-Kanal Nick ersetzt. Nick ist ein Ableger des Viacom-Senders Nickelodeon, den es in 160 Ländern gibt und der es von 1995 bis 1998 auch schon mal in Deutschland probiert hatte. Auf Nick laufen hauptsächlich Cartoons, aber auch seichte Soaps und High-School-Serien. (aha)

Nach eins kommt zwei

Franz Ferdinand. Nächste Woche erscheint sie, die neue Platte von Franz Ferdinand, der spektakulärsten Hype-Band des vergangenen Jahres. »You Could Have It So Much Better« wird das Werk heißen. Wie all die gehypten Rockbands der letzten Zeit standen auch Franz Ferdinand vor der Frage, wie sie ihr schweres zweites Album anlegen sollten. Das gleiche nochmals, das wäre langweilig, damit gingen bereits die Strokes baden. Was ganz anderes wäre natürlich auch nicht schlecht gewesen, doch wie soll man das dem Franz-Ferdinand-Fan beibringen?

Das Ergebnis ist ein Kompromiss. Der Sound der Band bleibt komplex verschachtelter Zitatrock, man hat sich jedoch dafür entschieden, bei den einzelnen Songs schneller auf den Punkt zu kommen als beim Vorgänger. Ehrlich gesagt, richtig aufregend ist sie nicht geworden, die Platte. Was auch daran liegt, dass Franz Ferdinand Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden sind. Jede zweite Rockband besteht inzwischen aus Mitgliedern, die ihre Anzüge mit ähnlich viel Würde tragen wie die Jungs aus Glasgow. Und davon, wie man sich auf die richtigen Einflüsse aus Kunst, Film und Pop bezieht, verstehen andere auch immer mehr etwas. Am interessantesten ist da vielleicht noch, dass die Band, die Millionen von Platten verkauft hat, immer noch bei einem Indie wie Domino Records unter Vertrag steht. Einem Indie, das sich dank des Erfolgs von Franz Ferdinand verstärkt der Veröffentlichung von Alben vergessener Bands, wie jüngst Neutral Milk Hotel oder Fire Engines, widmen kann. (aha)

Endlich mit Hakenkreuz

Residents. Noch vor Punk wollten die Residents den Popbetrieb zerstören. Sie hassten die Beatles. Nicht wegen deren Musik, sondern wegen deren Status als Band für die Massen. Die erste Platte der Combo, deren Mitglieder bis heute unbekannt sind, hieß in Anlehnung an ein Beatles-Album »Meet The Residents« und war eine große Beatles-Verarsche. Auf dem dritten Residents-Album »Third Reich’n’Roll«, das 1976 erschien, bekamen die Beatles dann nochmals ihr Fett weg. Aber nicht nur sie, sondern dieser ganze Pop-Auswuchs, der sich Ende der Sechziger breit machte und in den Siebzigern in solchen Schrecklichkeiten wie Stadionrock und Erwachsenenpop mündete.

Die Residents gingen bei ihrer Anklage freilich nicht zimperlich vor. So erklärten sie frisch und frei den Pop an sich zum neuen Faschismus. Und um das anschaulich zu machen, wollte man es drastisch. Swastikas mussten für das Coverartwork ihrer Platte her, auch der Führer persönlich, der auf dem Cover der Platte allerdings das Gesicht des amerikanischen Rockshow-Moderators mit Milchbubi-Grinsen, Dick Clarke, verpasst bekam. Die Platte enthielt gerade mal zwei Nummern, »Swastikas on Parade« und »Hitler was a Vegetarian«, in beiden Stücken wird Bubblegum-Pop herrlich und auf typisch verstörende Residents-Art durch den Fleischwolf gedreht. Ein großer Spaß war das alles.

Könnte man meinen. Denn die groteske Nazi-Parodie der Residents sorgte gleich für ein großes Geschrei. Die Band bastelte sich auch noch Hakenkreuzmasken und konnte nicht genug davon kriegen, sich über die Nazis und deren Symbole herzumachen. Sofort wurde ihr Album in Deutschland verboten, selbst eine komplett zensierte Version der Platte, auf der nun wirklich kein Haken und kein Kreuz mehr zu sehen war, wurde nicht zugelassen. Später brachte die Plattenfirma der Residents eine Version mit einem komplett neuen Cover auf den Markt, auf dem zwar der Führer zu sehen ist, dieser aber anscheinend nichts mit Hakenkreuzen zu schaffen haben will.

Nun endlich erscheint »The Third Reich’n’Roll«, diese wunderbare irrwitzige Platte, auf dem Label Mute in der Version, in der sie ursprünglich vorgesehen war. Ein ausführliches Booklet erklärt nochmals die verworrene Geschichte rund um die Platte, was das ganze Wiederveröffentlichungsprojekt perfekt abrundet. Damit die CD nun auch wirklich in den Plattenläden stehen darf, muss sie jedoch – oh Gott, da sind Hakenkreuze auf dem Cover! – in einer schwarzen Schutzhülle ausgeliefert werden. (aha)