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Hammond with a groove

Jimmy Smith. Seit der Punk dem Pop das Georgel gehörig ausgetrieben hat, haftet der Hammondorgel etwas Ewiggestriges an, kaum ein Instrument gilt im Pop als so verboten wie die Hammondorgel. Im Jazz dagegen hat die Rare-Groove-Bewegung der Neunziger den guten alten Hammondorgel-Sound wieder im großen Stil entdeckt. Vor allem dem König der Hammondorgel, Jimmy Smith, wurden nachträglich überall in den Clubs dieser Welt Altäre aufgebaut.

Und das völlig zu Recht. Denn während im Rock der späten Sechziger und frühen Siebziger die Hammondorgel entweder nach Kirmesmusik (Doors), nach dicker Hose (Deep Purple) oder nach Bach (Artrock) klang, ließ Jimmy Smith sein Instrument swingen und grooven.

Als er seine ersten Platten aufnahm, vor allem für Blue Note in den Fünfzigern, war die Hammondorgel noch nicht das traditionelle Jazzinstrument, als das es heute angesehen wird. Jimmy Smith war es, der dann einen wahren Hammond-Boom auslöste und das Spiel vieler Kollegen entscheidend beeinflusste.

Er brachte dem Jazz auch seine eigenen Wurzeln wieder näher, die der im Cool Jazz und Hardbop zu verlieren drohte. R&B, Gospel und Blues spielten dabei eine große Rolle, und heraus kam dabei ein Sound, den man heute gerne Soul Jazz nennt. In den Siebzigern zog Smith nach Los Angeles, eröffnete dort einen Club und genoss fortan das Dasein als lebende Legende. In der vergangenen Woche ist er in Phoenix im Alter von 76 Jahren verstorben. (aha)

Der mit der Monroe

Arthur Miller. Zu Arthur Miller fällt den meisten zuerst Marilyn Monroe ein, die der US-amerikanische Autor 1956 heiratete. Aber der Mann hat doch noch ganz anderes geleistet, werfen sofort die Kulturbeflissenen ein und erwähnen den »Tod eines Handlungsreisenden«, erklären Arthur Miller zu einem der größten amerikanischen Dramatiker des 20. Jahrhunderts, der sich auch in der McCarthy-Ära ehrenvoll zum Kommunismus bekannte, und manche erinnern sich auch noch, dass Miller das Drehbuch für John Hustons Film »Misfits« geschrieben hat. In der Hauptrolle des Films war Marilyn Monroe zu sehen.

Dass die Ehe mit der blonden Schauspielerin das Werk Arthur Millers beinahe verschwinden lässt, liegt einfach daran, dass diese Ehe damals ein riesiges Publicity-Ereignis war und bis heute zu Spekulationen anregt. Wollte die Monroe mit dieser Ehe vor allem ihrem Image als blonde Sexbombe entgegenwirken, obwohl sie stets bekannte, Miller ernsthaft zu lieben, und für ihn sogar zum Judentum konvertierte? Einfach war es für beide jedenfalls nicht, ihre Ehe wurde 1960 schon wieder geschieden, zwei Jahre später war Marilyn Monroe tot.

Geboren wurde Miller 1915 in New York. Er wuchs in Harlem in ärmlichen Verhältnissen auf. Für ein Studium hatte er kein Geld, und so verdingte er sich als Lastwagenfahrer und Fabrikarbeiter, bis er genug Geld beisammen hatte, um doch noch Theater studieren zu können.

Die Entbehrungen seiner Jugend prägten später seine künstlerischen Arbeiten. Immer wieder beschäftigte er sich mit den Schattenseiten des »American Dream« und mit den Problemen, die ein Leben im Kapitalismus mit sich bringen kann. Bereits im Alter von 33 Jahren konnte er dann seinen größten Erfolg mit dem Stück »Tod eines Handlungsreisenden« verbuchen, das später von Volker Schlöndorff ebenfalls recht erfolgreich mit Dustin Hoffman in der Hauptrolle verfilmt wurde und wofür er den Pulitzer-Preis bekam.

Eine weitere wichtige Arbeit Millers war »Hexenjagd« im Jahre 1953. In diesem Stück rechnete er mit der McCarthy-Ära ab, ein Jahr später sollte er selbst vor dem »Ausschuss für unamerikanische Umtriebe« aussagen und sich zum Kommunismus bekennende Kollegen anschwärzen, was er jedoch verweigerte.

Seine letzten Jahre verbrachte er als das gute Gewissen des amerikanischen Theaters. In der vergangenen Woche ist er im Alter von 89 Jahren in Connecticut verstorben. (aha)

Tief unten

»Deep Throat«. Die Dokumentation »Inside Deep Throat«, die beim Sundance-Filmfestival uraufgeführt wurde und auch bei der Berlinale zu sehen war, kommt nun in die US-amerikanischen Kinos und hat schon jetzt eine ungeheure Nachfrage nach dem Film ausgelöst, um den es in der Dokumentation geht. »Deep Throat«, der filmhistorisch heute als erster Pornofilm gilt und zusammen mit Filmen wie »Behind the green door« in den Siebzigern die Pornowelle auslöste, wird demnächst jedenfalls wieder in die Kinos kommen.

Das ist durchaus erstaunlich. Denn zwar gibt es zurzeit eine Pornowelle, ein Hip Hopper wie Snoop Dogg verdient Millionen mit seinem Nebenprojekt, einer Pornofilmfirma, doch in den Arthouse- oder kommerziellen Kinos sieht man richtige Pornos eigentlich sonst nicht.

So wird »Deep Throat« wohl auch nicht als Porno-, sondern als »Kultfilm« in die Kinos zurückkehren. Doch anscheinend möchte man nicht nur beinharte Cineasten davon überzeugen, dass es heute immer noch sehenswert ist, wie sich die Hauptdarstellerin des Films, Linda Lovelace, Schwänze in den Rachen schiebt, weil sie dort ihren G-Punkt hat. Fünf Kopien des Films wurden bereits so geschnitten, dass sie mit einem »R« gekennzeichnet werden konnten. Das heißt, dass sich auch Jugendliche den Streifen anschauen dürfen. (aha)

Schluchz!

Glück. Prinz Charles und Camilla Parker Bowles werden heiraten. Endlich. Viel zu lange mussten sie darauf warten, wegen der blöden Diana, der Königin und der Meinungsumfragen unter den Engländern. Wir freuen uns mit den beiden und wünschen ihnen ganz arg viel Glück. Ehrlich. (aha)