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Bis der Vorhang fällt

Theater. In dieser Redaktion geht eigentlich niemand freiwillig ins Theater und es sieht auch niemand einen wirklich zwingenden Grund darin, sich jemals in eine Stadt wie Hannover zu begeben. Doch um das eben in Hannover angelaufene Theaterstück »Hannelore Kohl – ein Leben im Schatten« sehen zu können, würden wir alle unsere Grundsätze über den Haufen werfen. Stellt dieses, nach den Worten des Autors Sascha Schmidt, doch nichts weniger dar als die »letzte Stunde« von Hannelore Kohl, der Ehefrau des ehemaligen Bundeskanzlers, bevor sie »schließlich den Vertrag aufkündigt«.

In einem fast völlig abgedunkelten Raum kann man in dem Einpersonenstück der Hannelore-Kohl-Darstellerin Anna Haack, die sich von der Lichtallergie geplagt geben muss, dabei zusehen, wie sie umhertorkelt, mit ihrem Schicksal hadert und sich langsam der Lösung für all ihre Probleme nähert.

Geht gar nicht mehr

Face. Wie der englische Guardian meldet, steht die Mutter aller Lifestyle-Magazine, die Trendbibel schlechthin, die Face, vor dem Aus. Diese Meldung verwundert uns sehr. Denn erst vor kurzem wurde die Face relaunched, um nun noch klarer und präziser zu verdeutlichen, was Monat für Monat so geht und was gar nicht geht. Außerdem wird in der aktuellen Ausgabe sogar noch nach neuen Trend-Fachkräften gesucht, die den Face-Lesern die Geheimnisse von Glamour und Lifestyle näher bringen können. Schickt eine Redaktion, die sich kurz vor dem Aus befindet, noch solche Aufrufe heraus?

Dass The Face eingeht, ist auch für den deutschen Zeitschriftenmarkt ein katastrophales Signal. Bislang wurde hierzulande immer mit Blick auf die herrlichen englischen Lifestyle-Erzeugnisse wie I-D und Face gejammert, dass ein klein wenig englische Verhältnisse doch auch bei uns möglich sein müssten. Und inzwischen ist man tatsächlich kräftig dabei, der hiesigen Lifestyle-Republik endlich ein angemessenes Gesicht zu verpassen, indem man versucht, ein wenig das Original zu kopieren. Magazine wie Deutsch orientieren sich an englischen Trendbarometern und kein deutsches Popblättchen kommt mehr ohne die obligatorische Modestrecke aus, die in der Face freilich das halbe Heft zupflastert und die sich wirklich nur wenig von redaktionellem Inhalt abhebt.

Ginge es mit der Face nun zu Ende, könnte das bedeuten, dass selbst in England der Bedarf an dauernd neu gezüchteten Hypes nachgelassen hat. Wenn selbst eine wirklich glamouröse Stadt wie London keine Lust mehr auf hübsch aufbereitete Nichtigkeiten haben sollte, wie soll sich dann in der ewigen Bratwurst-Hauptstadt Berlin ein unbedingt wichtig sein wollendes Blatt wie Deutsch auf Dauer halten?

No future for you

Journalistenschulen. Früher war es ein Naturgesetz, dass Absolventen der renommierten Henri-Nannen-Journalistenschule auch einen sicheren Job bei einer renommierten Zeitung bekommen. Schließlich konnten sie sich als Absolventen einer Art Elitenschule fühlen. Doch auch für diese sind die Zeiten härter geworden. Wie aus einer von der Schule selbst durchgeführten Studie hervorgeht, sind die Aussichten für Nannen-Schüler trübe geworden. Die Frankfurter Allgemeine und die Zeit rekrutieren jedenfalls nicht mehr hier reihenweise ihre Fachkräfte, sind sie doch eher damit beschäftigt, bereits angestellten Redakteuren (Henri-Nannen-Schule-Absolventen?) wieder zu kündigen.

Auch Nannen-Schüler müssen sich heute wieder hinten anstellen. Nach oben, wenn überhaupt, geht es nun auch für sie über befristete Verträge, freie Mitarbeit oder Pauschalisten-Stellen. Eine Festanstellung ist danach keineswegs garantiert.

Nach der Studie fand seit 2001 nur noch jeder Vierte sofort nach der Journalistenschule eine feste Stelle. Über die Hälfte der Absolventen vedient nicht mehr als 1 500 Euro im Monat und jeder Fünfte kann vom Journalismus allein nicht leben. »Die goldenen Zeiten sind vorbei«, fasst ein Absolvent das ernüchternde Ergebnis der Studie zusammen.

Grabstein zuerst

Lottogewinner heute. J. R. Triplett, Rentner aus Virginia, hat mit 239 Millionen Dollar den zweithöchsten Gewinn der Lottogeschichte überhaupt erzielt. Früher haben sich Lottogewinner immer als erstes einen Ferrari zugelegt oder haben sich auf Weltreise begeben oder haben mit ihrem Geld die Straßen ihrer Heimatstadt gepflastert. Doch anscheinend haben sich auch für Lottogewinner die Zeiten geändert, der Trend scheint in Richtung nüchterner Realismus zu gehen. Tripletts Frau will zwar »shoppen bis zum Umfallen«, er jedoch hat als erstes seinem arm verstorbenen Freund ein Geschenk besorgt. Er hat ihm nachträglich einen Grabstein gekauft.

Trinken wie Bob Dylan

Weinmarkt. Bob Dylan-Fans, aufgepasst! Da ihr ja immer gerne eurem Idol nacheifert, müsst ihr euch unbedingt dessen Hausmarke, einen italienischen Rotwein zulegen, der soeben nach Bob Dylans früher Platte »Planet Waves« getauft wurde.