LeserInnenworld

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Jungle World 15/04: Kulturelle Demütigung

Kein Respekt vor dem Doppel-r

Carlos Kunze kann den Namen dessen nicht abschreiben, den er kritisiert. In seiner Kritik an Mohssen Massarrat, so der richtige Name, findet er, kulturelle Demütigung sei keine Erklärung für Krieg, Massenmord und Selbstmord. Er drückt das so aus: Warum Individuen sich in die Luft sprengen, sei »Massarat« »keiner Begründung wert«. Orthographisch, inhaltlich und grammatisch ist Kunzes Beitrag das, was drüber steht: eine »kulturelle Demütigung«.

thomas immanuel steinberg

Jungle World 10–14/04: Disko

Schöner Liebesbeweis

Jeder, der eine Fahne trägt, stellt sich letztendlich auf eine Seite. Selten ist die vorangegangene Intention so eindeutig wie beim Fahneneid, der das Dienstverhältnis zum Staat bekräftigt.

Letztendlich hat das Tragen der Fahne doch einen guten Charakter, gut für das Selbstbewusstsein, und es ist ein schöner Liebesbeweis, wenn man denn genau weiß, auf welcher Seite man angekommen ist und für was man denn dort steht mit der Fahne. Als Provokation ist die Fahne allerdings wie ein schlechtes Graffiti an der Hauswand, das nicht zum Nachdenken anregt, sondern lediglich ein ästhetisches Ärgernis ist.

n. verso

Tröstende Fahnen

Bislang scheint mir von der diskutierenden Linken völlig vernachlässigt worden zu sein, dass es sich bei Israel um einen besonderen Staat handelt, der sich nicht einfach in die Reihe der Nationalstaaten des 19. Jahrhunderts und auch nicht in die der aufgrund der Befreiungskriege entstandenen Staaten einfügen lässt. Die Sonderstellung begründet sich darin, dass dieser Staat nicht ohne die Shoah entstanden wäre.

Bei der Frage der aktuellen Politik der israelischen Regierung zeigt sich der Punk-Import der Fahne. Denn sie gibt keine Antwort auf aktuell demokratisch-rationale Fragen. Sie hat Bekenntnischarakter. Wenn die inländische Linke insgesamt eher schwach ist, bezieht man sich gerne auf kraftvolle Symbolik aus fernen Ländern. Das tröstet kurzfristig über eigene Schwächen hinweg, ersetzt aber langfristig nicht die Entwicklung eines eigenen Standpunktes.

l. lorraine

Jungle World 15/04: LeserInnenworld

Abschied vom Kindergarten

Die in der Jungle World geführte Debatte um Israel-Palästina ist schlicht grotesk, aber das nehmen die Beteiligten lange nicht mehr wahr. Schlägt mal ein Autor etwas differenziertere Töne an, hält die nächste Ausgabe unvermeidbar mit einem oder mehreren »Leserbriefen« Volksgerichtshof über den Betreffenden. Die Jungle World ist endgültig im linksradikalen Kindergarten deutscher Provinzgeister angekommen.

martin