Nachrichten

Videothek geschlossen

Die Oscars. In Hollywood ist der Teufel los. Ab sofort wird die Academy, die auch im Jahr 2004 wieder Oscars zu verteilen hat, keine Videotapes und DVDs mehr an Jurymitglieder verschicken. Und zwar deshalb, weil man in Hollywood zu viel Angst davor hat, dass der Inhalt des einen oder anderen Tapes im Internet landen könnte, bevor der Film offiziell in den Kinos zu sehen ist.

Nun ist es aber so, dass den Jury-Mitgliedern im Allgemeinen arge Faulheit nachgesagt wird. Den Blockbuster im Multiplex um die Ecke zu sichten, das kriegen sie gerade noch hin. Doch wenn es um kleinere Independent-Produktionen geht, dann würden sich Jurymitglieder keine Beine ausreißen, diese zu Gesicht zu bekommen, heißt es immer wieder. Werden ihnen diese »kleineren« Filmchen per Video oder DVD nicht mehr frei Haus geliefert, so befürchtet man, dann würden diese fortan völlig an der Oscar-Jury vorbeigehen.

Deswegen haben sich nun im Branchenblatt Daily Variety 142 Filmschaffende über den neuen Vorstoß der Academy beschwert. Regisseure wie Martin Scorsese, Francis Ford Coppola, Barry Levinson, die ganzen »Guten« Hollywoods eben, haben den Aufruf unterschrieben, weil sie befürchten, als »unabhängige« Regisseure demnächst einfach bei den Oscar-Nominierungen übergangen zu werden. Der Verdacht, dass Hollywood mit seinem Verbot der so genannten Screeners vorhat, seine eigenen Produktionen vor der Konkurrenz der Independents zu schützen, liegt natürlich außerdem nahe.

Sagt er leise Servus?

Suhrkamp. Martin Walser hat dem Berliner Tagesspiegel ein Interview gegeben. Darin sagte er Dinge wie: »Ich habe diese Illusion nicht mehr, die bei einem Autor entstehen kann. Der Verleger sagt: Das ist mein Autor. Der Autor: Das ist mein Verleger. Mit solchen pseudo-besitzanzeigenden Fürwörtern bezeichnen sie einander, und das sind die Wärme verbreitenden, angenehmen Lügen des Alltags.«

Solche Dinge sagte er, der Martin Walser. Und danach wurde überall spekuliert, ob diese Worte Walsers übersetzt ungefähr bedeuten: Ich habe keinen Bock mehr auf den Suhrkamp-Verlag.

Nein, bedeuten sie nicht, hat Walser inzwischen verkündet, er habe auch weiterhin Bock, sagte er (erneut haben wir seine Worte übersetzt).

Beim Suhrkamp-Verlag ist derweil die Frage, ob Walser Hausautor bleiben wird oder nicht, nur ein Problem unter vielen. Nach dem Tod von Siegfried Unseld ist bei dem Verlag ein Schlingerkurs eingeschlagen worden, die sichere Hand von früher scheint zu fehlen. Schon werden Verlage wie etwa Hanser als die neuen Suhrkamps gehandelt. Ist die Suhrkamp-Kultur, wie einige schon seit einiger Zeit finden, tatsächlich am Ende?

James Bond ist tot

Der echte 007. Der Brite Patrick Dalzel-Job ist mit 90 Jahren gestorben. Der Typ war jedoch nicht bloß irgendein schottischer Rentner, sondern das reale Vorbild für die Figur des James Bond, die der Autor Ian Fleming einst erfunden hatte. Dalzel-Job war früher Marineoffizier und gehörte im Zweiten Weltkrieg zusammen mit Fleming einem Geheimkommando an, das in Frankreich hinter den Linien im Einsatz war. Er selbst meinte, dass Teile der Figur James Bond tatsächlich mit seiner eigenen Vita übereinstimmten. Auch er sei ein Draufgänger gewesen. Was er allerdings nicht gewesen sei, so meinte er, ist ein Frauenheld.

Alles wird besser

Medien. Neues von der taz. Haben die bei der Jungle World denn keine anderen Probleme, werden Sie sich vielleicht fragen. Die taz löst ihre Medienseite auf, die taz macht eine Feindes-taz, und die Jungle World berichtet jedesmal brav darüber. Und jetzt schon wieder. Denn nun ist sie da, die taz zwei, die täglich über »Gesellschaft, Kultur, Medienkultur und Medien« berichten möchte, und das als Zeitung in der Zeitung sozusagen. Das Ganze soll ein wenig die strenge Ressortaufteilung im hinteren Teil der Zeitung durchbrechen, und es soll hintergründiger als bisher über bestimmte Schwerpunktthemen berichtet werden. Bislang fällt die taz zwei allerdings eher durch grobe Unübersichtlichkeit auf, und die Kolumnen sind auch nicht besser geworden.

Enttarnt Sie!

Anonyma. Mal wieder eine neue Debatte. Tusch! Hurra! Und die SZ hat sie im Alleingang losgetreten. Dieses Mal geht es um die Frage, ob das Selbstzeugnis »Eine Frau in Berlin« der Anonyma genannten Autorin, das in Hans Magnus Enzensbergers »Anderer Bibliothek« erschienen ist, überhaupt als historisches Dokument taugt, solange die wahre Identität der Verfasserin nicht gelüftet werde. Jens Bisky hatte in der SZ diese Problemlage in einem Essay erörtert und nebenbei auch noch einen Vorschlag gemacht, wer die Autorin in Wahrheit gewesen sein könnte. Enzensberger wiederum fand das gar nicht gut und meinte, der Wunsch einer Autorin, die ausdrücklich anonym bleiben wollte, weil sie in ihrem Buch ihre Vergewaltigung durch russische Truppen am Ende des Zweiten Weltkriegs beschrieb, sollte respektiert werden.

Zensur muss sein

Bücherverbot. Das Münchner Landgericht hat entschieden, dass Maxim Billers neuer Roman »Esra« weiterhin nicht vom Verlag in den Handel ausgeliefert werden dürfe. Eine deutsch-türkische Exfreundin des Autors und deren Mutter hatten gegen das Buch geklagt, weil es ihre Persönlichkeitsrechte durch die Beschreibung allzu privater Details und auch Diffamierungen zu sehr verletze. Wie wird es nun weitergehen? Biller wird wohl in die nächste Instanz gehen, schlimmstenfalls wird das Buch tatsächlich verboten bleiben.