Mutig, Koch, Raus

ich-ag der woche

Auf der Website www.guenther-koch.de findet sich die Rubrik »Quergedacht! Fußballreportagen«. Die taz lässt den Radioreporter Günther Koch als »Mikrofonartisten« feiern. Bei anderen und sehr ähnlichen Fans gilt er als »Stimme Frankens«, als »Kultfigur«, als »Sprachvirtuose« und, wieder in der taz, als »Genie«.

Solch originelles Lob gilt einem Realschullehrer, der gerade für die SPD in den bayerischen Landtag gewählt wurde. Vermutlich weil er seinen Wahlkampf unter das Motto »Mutig, anders, fair« stellte. Nun tritt Koch aber sein Mandat nicht an, denn er will weiter als freier Sportreporter tätig sein. Und der Bayerische Rundfunk hat jüngst eine Dienstanweisung verhängt, wonach ein hauptamtliches Parlamentsmandat sich nicht mit einer freien Tätigkeit für den Sender vertrüge. Die SPD und Koch sind nun schwer empört und sprechen von einer »Sauerei« und glauben, es handele sich um eine »Lex Koch«, also um ganz was Neues. Nachdem es schon um Kochs Kandidatur bei weiterer Mikrofonpräsenz Ärger gegeben hatte, hatte der Bayerische Rundfunk verkündet, wenn Koch gewählt würde, werde es »schwierig«.

Nun wurde er, was für einen bayerischen SPD-Kandidaten nicht so leicht war, tatsächlich Landtagsabgeordneter und will es gar nicht bleiben. Er erzählte in einem Interview, dies sei »die schwerste Entscheidung gewesen, die ich jemals treffen musste«. Der sympathische Versuch der bayerischen SPD, Günther Koch aus der samstäglichen Fußballschlusskonferenz zu entfernen, ist jedenfalls gescheitert. Der »Kisch der Bundesliga-Schalte« (stern) bleibt Zweitligareporter.

bruno engelin