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Weg mit Saddam!

Intellektuelle und Krieg. Es gehört zu den guten Sitten unter Frankreichs Intellektuellen, sich mit Manifesten und meterlangen Essays in Le Monde zum Weltgeschehen und zu Fragen nach Krieg und Frieden zu äußern und dabei ein bisschen mehr Staub aufzuwirbeln als die deutschen Kollegen mit ihren offenen Briefen und Unterschriftenlisten. Der drohende Irakkrieg eignet sich allerdings bislang deshalb nicht so richtig für die große intellektuelle Debatte, weil man im Großen und Ganzen mit der ablehnenden Haltung der französischen Regierung gegenüber dem drohenden Irakkrieg gut leben kann.

Jetzt aber ist Bewegung in die Sache gekommen, eine Petition wurde zusammengeschrieben, ein Titel gefunden (»Weg mit Saddam!«) und das Ganze an Le Monde geschickt. Die Unterzeichner, darunter der ex-linke Philosoph André Glucksmann und der ebenfalls bekehrte Filmemacher Romain Goupil, sprechen sich darin für den Sturz von Saddam aus, wobei es für sie auch okay wäre, wenn der Diktator freiwillig das Feld räumte.

Ansonsten aber halten sie die Anwendung militärischer Gewalt zur Beendigung der Despotie für legitim und begründen dies mit den Erfahrungen aus dem Kosovo-Krieg, für den das Duo Glucksmann und Goupil ziemlich laut getrommelt hatte. Saddam sähen sie gerne dort, wo Milosevic heute sitzt.

Aber Stimmen, die den Krieg rechtfertigen, bleiben in der französischen Kulturszene die Minderheit. Selbst Bernard-Henri Lévy, der mit aller Leidenschaft für eine Intervention im Kosovo und in Afghanistan geschrieben hatte, gehört diesmal zu den Skeptikern, was eine Militäraktion angeht.

Oscar oder Krieg

Promis und Krieg. Gegen den Krieg haben sich auch viele Hollywood-Promis positioniert. Auf der kürzlich enstandenen Liste der »wahren Patrioten« protestieren u.a. prominente Schauspieler und Produzenten gegen die Politik von George Bush. Ob die demnächst anstehende Oscar-Verleihung aber etwas von dieser Protesthaltung transportieren wird, ist derzeit ein großes Rätsel. Denn noch ist völlig unklar, ob die 75. Oscar-Verleihung termingerecht am 23. März über die Bühne gehen soll. Immerhin könnte zu diesem Zeitpunkt der Angriff auf den Irak erfolgt sein. Die Übertragung des glamourösen Spektakels in Kriegszeiten gilt vielen Hollywoodgrößen als problematisch. Aus lauter Pietät darauf zu verzichten, die Verleihung auszustrahlen, würde aber teuer. Zum einen fielen die Werbeeinnahmen weg, zum anderen die Einnahmen aus den weltweiten TV-Rechten.

Schlau im Stau

Ameisen. Autofahrer können eine Menge von Ameisen lernen. Dies ist das Ergebnis einer britisch-amerikanischen Studie. In Ameisenhaufen sei der Verkehr grundsätzlich extrem dicht, aber es komme trotzdem nie zu länger andauernden Staus, erklärte Professor Nigel Franks von der Universität Bristol. Die Insekten bewegten sich zwar immer nur auf einspurigen Wegen, trotzdem seien Stockungen so gut wie ausgeschlossen.

Ameisen seien blind und ihre Gehirne seien im Vergleich zu ihren Körpern »superwinzig«, sagte der Forscher, der mit Kollegen der angesehenen US-Universität Princeton an der Entschlüsselung des Verkehrsverhaltens der winzigen Tiere arbeitet. Den Wissenschaftlern fielen dabei Parallelen zum motorisierten Menschen auf: Ameisen auf Wanderschaft brächten es ohne weiteres fertig, bis zu 20 Meter breite und 100 Meter lange Staus zu erzeugen. Im Reich der Vielfüßler würden solche Knubbeleien jedoch schneller aufgelöst als erzeugt: »Das Geheimnis ist die Disziplin – die Tierchen scheinen instinktiv zu wissen, dass es schneller vorangeht, wenn jeder Einzelne Rücksicht nimmt!«

Biller gestoppt

Maxim Biller. »Irgendwie alles Sex« heißt das im letzten Jahr erschienene Buch des Schriftstellers Matthias Altenburg, in dem er u.a. in einem aus dem Jahr 2000 stammenden Text fordert, seinen Freund und Kollegen Maxim Biller zu stoppen. Ein Münchner Gericht hat nun genau das getan: Biller gestoppt. Per einstweiliger Verfügung wurde in der vergangenen Woche dem Verlag Kiepenheuer & Witsch untersagt, dessen soeben erschienenen Liebesroman »Esra« weiterhin zu verkaufen. Das Gericht kam damit dem Antrag zweier Personen nach, die sich in »Esra« auf unangemessene Weise dargestellt sehen und dies »als Kränkung« empfinden.

Dem als Verfasser der »100 Zeilen Hass«-Kolume in Tempo bekannt gewordenen Autor kann die Aufmerksamkeit, die sein neues Buch nun genießt, ganz recht sein. Als Stänkerer im Betrieb war Biller ganz erfolgreich, als Schriftsteller wurde er nicht so recht beachtet.

Tod der Pastellfarben

Queen-Modeschöpfer tot. Seine Mode fiel gleichermaßen durch sehr spezielle Farben wie durch sehr spezielle Schnitte auf. Das muss auch der britischen Queen aufgefallen sein, als sie sich vor rund fünfzig Jahren in die pastelligen Hängerchen des britischen Designers Sir Hardy Amies verliebte und fortan bei allen Paraden, Balkon-Auftritten und Ansprachen nichts anderes mehr trug. Schrankkilometer flamingorosiger, knielanger Popelinmäntel mit dazu passenden lindgrünen, tortenförmigen Hüten sowie adrette Kostümchen in Pfefferminz zur stramplerblauen Handtasche wurden von Sir Hardy Amies für die Queen gefertigt. Seine Kleidung mochte aber auch Schwiegertochter Diana, und die Schauspielerin Vivien Leigh (»Vom Winde verweht«) stand auch mal auf der Liste seiner prominenten Kundinnen. In der vergangenen Woche ist der Modemacher im Alter von 93 Jahren gestorben. Nach Angaben des Buckingham Palace war die Queen sehr traurig, als sie vom Tod ihres Schneiders erfuhr.