Korrekturministerium

in die presse

Usbekistan ist ein Land, das genau so heißt, wie es aussieht. Es hat aber nicht nur einen drolligen Namen, sondern auch eine lustige Regierung, die eine sympathische kleine Diktatur betreibt, die seit vielen Jahren den Anfechtungen des Alltags tapfer standhält.

Doch eine Pressezensur, wie sie in jeder Autokratie, die gut funktioniert und etwas auf sich hält, üblich ist, gibt es dort leider nicht mehr, denn beklagenswerterweise sind alle guten Zeitungen bereits verboten und können infolgedessen auch nicht mehr zensiert werden. Für den allzeit stramm und zackig regierenden Staatspräsidenten Islam Karimow, der in seiner Freizeit für sein Leben gern Oppositionelle bekämpft und auch sonst alles mag, was Spaß macht, ist das ein nicht geringes Problem, denn sein liebstes Hobby ist es, Zeitungen zu verbieten und Journalisten zu inhaftieren. Ein beeindruckend fortschrittlicher Umgang mit der Presse. Nun aber, wo Druckerzeugnisse im Land mittlerweile rar geworden sind, schleicht sich unweigerlich Langeweile ein. Was tun, wenn es kaum noch etwas zu verbieten gibt, das es wert wäre, verboten zu werden? Ganz einfach: Mangels Alternativen ist man in Usbekistan schlicht dazu übergegangen, jetzt auch die schlechten Zeitungen dicht zu machen. So hat man vergangene Woche das Blatt Milij Talim (»Nationale Bildung«), die Zeitung des Bildungsministeriums, mit der Begründung geschlossen, es enthalte »zu viele Grammatikfehler«. Die Idee ist ebenso einfach wie genial: Wenn man die Zeitungen der Andersdenkenden schon erfolgreich abgeschafft hat, warum dann nicht auch gleich die eigenen Zeitungen schließen? Eine gewisse unbürokratische Zielstrebigkeit ist einer solchen Verfahrensweise kaum abzusprechen: konsequent in der Sache, überzeugend in der formalen Ausführung, mustergültig in der Begründung. Ein Beispiel, das auch hierzulande Schule machen sollte und an dieser Stelle dringend zur Nachahmung empfohlen wird. Doch wie immer spielt auch hier einer die beleidigte Leberwurst: Ismat Chuschew, der Chefredakteur des Blattes, behauptet, er werde als Journalist verfolgt. Ganz so, als ob das der offiziellen Begründung für die Schließung der Zeitung widerspräche.

thomas blum