Alles wird besser, weil …

… in der Kultur wieder Ordnung herrscht. Weil Hauptwidersprüche und Jahrhundertfragen aufgeworfen werden und weil Dieter Süverkrüp wieder größere Foren findet.

»Kulturschaffende aller Generationen, aller Prägungen, aller Sparten, aller Umsatzart und Auflagenhöhe« wurden aufgerufen, je ein bisschen Kultur für den Frieden zu schaffen, und dieses denkwürdige Ensemble nennt sich, darauf wär’ man nicht gekommen, »Künstler für den Frieden«.

Dieter Dehm, der ja nicht nur stellvertretender Vorsitzender der PDS ist, sondern einst als Lerryn hübsch kämpferische Lieder über die Aktionseinheit sang, hat den schweren Job übernommen, die Kultur zu sortieren. »So plural muss eine Friedens-Kultur-Bewegung bleiben«, schreibt der ehemalige Manager von Katarina Witt, Klaus Lage und den Bots im Neuen Deutschland, »dass radikalere und marxistische Künstler, die sich auf Reiser, Degenhardt, Süverkrüp oder Mossmann berufen, nicht um der konventionelleren Unterhaltungsstars willen vom Bühnengeschehen ausgegrenzt werden.«

Die freigesetzten Radikalen geben nämlich den Takt an, weiß Dehm, und die anderen – es sind »ästhetisch inkompatible Größen« – sorgen dann für die Verbreitung der frohen Botschaft.

Dass die Altvorderen für die Linie sorgen, ist, wem sag’ ich’s, nötig geworden aus einem Grund, den uns Dehm auch verrät: »Nach dem Ausscheiden der PDS-Fraktion aus dem Bundestag lernt die Linke gesamtdeutsch schmerzlich die Notwendigkeit, sich selbst – natürlich nebst Profi-Pressearbeit – eigene öffentliche Schneisen durch die mediale Mauer aus Totschweigen und Tot-Schlagzeilen zu schaffen.«

Kultur und Schneisen, soviel Schaffen war nie.

bruno engelin