LeserInnenworld

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Jungle World, 4/03: »Markt der Möglichkeiten«

Organisierte Umverteilung

Über den sehr treffenden Artikel habe ich mich sehr gefreut. Ihre Wortschöpfung »Über-Ich-AG« ist mal wieder so eine (wie z.B. der »Freutag« in einer neuen McDonald’s-Werbung), bei der ich mir denke: »Mist, darauf hätte ich auch selber kommen können!« Dass alle Ich-AGs das unternehmerische Drumherum machen müssen, also mit der Vermarktung und buchhalterischen Abrechnung ihres »Unternehmens« (ihrer Arbeitskraft) viel Arbeit haben werden, bedeutet, dass die Betroffenen, die bspw. begnadete Handwerker sind, viel Mühe und Ärger mit Arbeiten haben werden, für die sie nicht geschaffen sind. Ein garantiertes Mindesteinkommen wäre in der Tat der vernünftigere Ausweg. Es wäre eine Rahmenbedingung, die den Zwang, zur persönlichen Existenzsicherung in der Konkurrenz auch unbedingt irgendwie gewinnen zu müssen, deutlich verringern würde. Es geht nicht um das Primat der Konkurrenz, sondern um das Primat der Lohnabhängigkeit. Es geht um die Ideologie der Eigenverantwortung, die sich emanzipatorisch gibt und im Grunde autoritär ist. Natürlich müsste ein solches (möglichst hohes) garantiertes Grundeinkommen durch staatlich organisierte Umverteilung finanziert werden.

robert ulmer

Jungle World, 4/03: Thema

Falscher Interviewpartner

Ich habe mich gefreut, dass ihr das Thema Gesundheitsreform etwas beackert habt. Aber wie kommt ihr dazu, so ein Interview zu veröffentlichen? Es handelt sich um einen Klinikarzt, von dem ich den Eindruck gewonnen habe, dass er nicht viel Ahnung von der ambulanten Versorgung hat. Und ihr stellt ihm ausgerechnet zu diesem Themenkomplex die Fragen. So ist die Einkommensverteilung unter den Ärzten extrem unterschiedlich. Die Bereiche, die sehr nah am Patienten sind, werden weitaus schlechter honoriert als die Apparatemedizin. Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) verteilen das Geld unter den ambulant tätigen Ärzten und sind somit für die Einkommensungleichheit direkt verantwortlich. Die Mehrheit in den KV wird von den Fachärzten gestellt, was sich direkt in der Bezahlung widerspiegelt. Es ist jedoch hanebüchener Unsinn zu meinen, man müsse die Ärzteorganisationen zerschlagen und den Kassen alle Macht zuschanzen. Den Kassen ist dann früher oder später daran gelegen, nur noch die billigsten Ärzte zu bezahlen. Und noch billiger kann man nur werden, wenn die Versorgung oberflächlicher und schlechter wird. Dass jeder sich den Arzt seines Vertrauens frei suchen kann, ist eine Errungenschaft und gibt dem Patienten in der asymmetrischen Arzt-Patienten-Beziehung wenigstens die Macht, den Arzt zu wechseln.

kai-uwe helmers

Jungle World, Internet-Ausgabe

Schöne neue Welt

Ich finde euren neuen Internetauftritt gelungen! Für kleine Bildschirme zwar etwas mühsam, aber so nährt sich ja das Eichhörnchen. Im letzten Jahr hat das Arbeitsamt mir eine Fortbildung gesponsert, wo ich so schöne Dinge lernen durfte, und nun guck ich immer gleich Seiten auf »usability« an – da ist eure Seite ziemlich gut. Die Farben liegen wohl auch voll im Trend, mir gefallen die auch. Aber das ist Geschmackssache.

bernd