Der neue »Asterix« ist da

Tschack! Tschirack!

Der schlimmste Tag meines Lebens war der, als ich feststellen musste, dass meine komplette »Asterix«-Sammlung irgendwann irgendwie nass geworden war, und ich sie von Schimmel befallen in meinem Bücherregal vorfand. Trocknen und auslüften half nicht. Die Dinger müffeln jetzt so, dass man sie kaum noch lesen kann. Darum ist jeder Band, der neu erscheint, eine große Freude: kein Schimmel, kein Müffel, nur reines, keimfreies Lesevergnügen.

Die letzte dieser Freuden liegt schon fast fünf Jahre zurück (»Obelix auf Kreuzfahrt«), doch vergangene Woche kam Band XXXI (oder 31, wie das nun heißt), »Asterix und Latraviata«, in die Läden. Und zwar mit einigen Neuerungen. Da ist das durchgehende Handlettering von Yannick Fallek, das bisher nur für die markigen Ausrufe (»Beim Teutates!«, »Die Römer!«, »Die Spinner!«, »Die Gagaga ..., die Gagaga ...!«) reserviert war. Und unseren beiden Helden werden Mütter und Väter an die Seite gestellt. Das ist fast so, als träten die Eltern von Tick, Trick und Track in einem »Donald«-Heft auf.

Aber wir wollen nicht meckern. Nach dem Tod von René Goscinny 1977, hieß es immer, sei Asterix nicht mehr derselbe. Für den deutschen Leser ist viel gravierender, dass Gudrun Penndorf M.A. seit 1991 nicht mehr die Übersetzung aus dem Französischen besorgt. Der Text von Michael F. Walz, schon früher als Herausgeber der »Asterix«-Reihe tätig, kalauert sich so durchs Heft. Das fängt schon lustig an: »Heute mal wieder Schwein gehabt, was Obelix?« fragt Asterix seinen Kumpel nach einem Ausflug in den aremoricanischen Wald. Haha.

Die früheren Bände waren für ihre Wortspielereien (»Es ist. Ist es nicht?«, »Latürnich!«) und lateinischen Floskeln (»Vade retro!«, »Sol lucet omnibus ...«) bekannt, die in den allgemeinen Sprachgebrauch übergingen. Inzwischen funktioniert das umgekehrt. Penetrant werden dem aktuellen Werbe- und Politikdiskurs irgendwelche Brocken entnommen und der eigentlich ganz munteren Story krampfhaft aufgedrückt. Ob es nun passt oder nicht.

Und der Plot? Pompejus: »Was ist, Bonusmalus, worauf wartest du noch? Beschaff mir dieses verfluchte Schwert und den verdammten Helm wieder!« Bonusmalus: »Unmöglich, sich dem Dorf der Unbeugsamen zu nähern, o großer Pompejus!« Der Trick: Die hinterlistigen Römer verkleiden die Schauspielerin Latraviata als schöne Falbala (vgl. »Asterix als Legionär«), schicken sie in das gallische Dorf und stiften damit bei Asterix und Obelix gehörig Verwirrung, die am Ende jedoch turbulent aufgelöst werden kann. Zwischendurch versuchen die beiden Mütter, Rixelchen und Obelixchen zu verkuppeln. Nebenbei werden die Werkkenntnisse des Lesers getestet, Römer verprügelt (»Tschack!«, »Tschirack!«), alte Freundschaften bekräftigt und Festbankette abgehalten. Das funktioniert immer. Am Ende gelangt als einziger der kleine Idefix zum ersehnten Familienglück.

Der historische Hintergrund? Asterix: »Es gab einmal eine Zeit, da wurde Rom von einem Triumvirat regiert, das heißt von drei Konsuln: Cäsar, Pompejus und Crassus. Nach dem Tod des Letztgenannten hat Cäsar Pompejus all seiner Ämter enthoben, um selbst Diktator zu werden. Deshalb wurde Pompejus zu seinem ärgsten Widersacher. Ist gut vorstellbar, dass er versucht, in Gallien eine Armee gegen Cäsar aufzustellen, was auch die gewisse Konfusion in der römischen Legion erklären würde. Verstanden?« Obelix: »Äh ... Nein! ... Aber eines habe ich verstanden: Die spinnen, die Römer!«

Toll, dass man bei »Asterix« immer was dazulernt.

Albert Uderzo: Asterix und Latraviata. Egmont Ehapa Verlag, Berlin 2001, 48 S., DM 16,80